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Deutsche Erstaufführung am Meininger Staatstheater
„Reverie“ des Norwegers Aagaard-Nilsen: 4. Sinfoniekonzert am 18. Januar
Meiningen. Beim 4. Sinfoniekonzert des Meininger Staatstheaters mit dem programmatischen Titel „Winterträume“ am Donnerstag, dem 18. Januar um 19.30 Uhr im Großen Haus erklingen Jean Sibelius‘„Karelia“-Suite op. 11, Thomas Adès‘ Violinkonzert „Concentric Paths“ und Pjotr Tschaikowskys Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13. Zudem bringt die Meininger Hofkapelle das neue Werk von Torstein Aagaard-Nilsen (Titelbild), „Reverie“, zur deutschen Erstaufführung. Es ist bereits die dritte Arbeit des norwegischen Komponisten mit dem Orchester und ein Anschluss an das Auftragswerk „Det andre lyset“ („Das andere Licht“), das in der letzten Saison uraufgeführt wurde. An der Solo-Violine ist Hofkapellen-Musiker und Konzertmeister Sönke Reger zu erleben. Die Musikalische Leitung liegt in den Händen des Generalmusikdirektors Philippe Bach. Karten sind an der Theaterkasse vor Ort, unter 03693/451-222 und -137 sowie www.meininger-staatstheater.de erhältlich. Eine Konzerteinführung findet um 18.30 Uhr im Foyer statt.
Die 1893 uraufgeführte „Karelia-Suite“ op. 11 des Finnen Jean Sibelius tönt noch mit lauten, der Kühle des hohen Nordens nacheifernden Klängen, inhaltlich verknüpft mit der großen Mythensammlung des finnischen Volkes; eine Suite – die Essenz der kurz zuvor komponierten und wesentlich längeren Tableaumusik –, die den Nationalstolz dieser Nordmannen ausdrückt und Widerspruch gegen die seinerzeit drohende „Russifizierung“ erhebt.
Viel inniger zeichnet Thomas Adès seine konzentrischen Kreise im Violinkonzert „Concentric Paths“ aus dem Jahr 2005; kreisende Pfade, scheinbar ziellos und wie im Gedicht verborgen; hier in sphärischen, aber auch fließenden Klängen, welche kreisende Wege beschreiten, mal schneller, mal wütender und mal fast stillstehend – ein Klangerlebnis, das dazu ermuntert, sich in den Tönen und musikalischen Ideen von Adès ganz fallen zu lassen und „mitzukreisen“.
„Reverie“ („Träumerei“) – so bezeichnet Torstein Aagaard-Nilsen sein 2016 uraufgeführtes Musikstück, welches sich kompositorisch aus seinen „Dampsanger“ von 2007 speist und von Norwegens größtem See, dem Mjøsa, erzählt. Nach dem Mikro-Liedzyklus werden auch hier aus Naturbeobachtungen Traumbilder komponiert. Das Eintauchen in die sich verwischenden Grenzen zwischen Natur und Kunst, Realität und Reflexion scheint typisch norwegisch. Dabei spiegelt sich die „Ruhe des Sees“ in den Gedankenspielen des Betrachters wider. Eine Ruhe, die durchaus vergleichbar ist mit der scheinbar toten, jedoch nur bedeckten Landschaft der Winterzeit.
Thematisch nicht weit entfernt offenbart sich die 1. Sinfonie in g- Moll des großen russischen Meisters Pjotr I. Tschaikowsky: Die einleitenden Sätze sind programmatisch belegt mit den Überschriften „Träumereien auf einer Winterreise“ sowie „Düsteres, nebliges Land“ – kein Wunder, dass dieses Opus den Titel „Winterträume“ trägt. Auch wenn sich diese Bezeichnung eher als Stimmungshinweis denn als tatsächliche Programmatik versteht – eine (auch erzwungene) Reminiszenz an die Gepflogenheiten der russischen Musikkultur und an das geliebte Nationalkolorit –, assoziiert das große zentrale Adagio der Sinfonie „Düsteres, nebliges Land“ die endlose Weite der russischen Erde, gleich ihrer Seele. Ziellos scheint diese melancholische Wanderung zu sein, die der junge Komponist gekonnt zwischen traditioneller (russischer) und damals moderner (westlicher) Musiksprache unternimmt – und damit ganz nebenbei und scheinbar leichtfüßig seine eigene, ganz unverkennbare Tonsprache entwickelt.
Programm:
JEAN SIBELIUS (1865–1957)
„Karelia“-Suite op. 11
1. Intermezzo
2. Ballade
3. Alla Marcia
THOMAS ADÈS (*1971)
Violin Concerto „Concentric Paths“ op. 23
1. Rings
2. Paths
3. Rounds
-PAUSE-
TORSTEIN AAGAARD-NILSEN (*1964)
[Deutsche Erstaufführung]
„Reverie“
PJOTR TSCHAIKOWSKY (1840–1893)
Sinfonie Nr. 1 g-Moll op. 13 „Winterträume“
1. Allegro tranquillo („Träumereien auf einer Winterreise“)
2. Adagio cantabile, ma non tanto („Düsteres, nebliges Land“)
3. Scherzo: Allegro scherzando giocoso
4. Finale: Andante lugubre – Allegro maestoso
Zum Dirigenten Philippe Bach
Philippe Bach studierte Horn an der Musikhochschule Bern und am Conservatoire de Genève, anschließend Dirigieren an der Musikhochschule Zürich und am Royal Northern College of Music in Manchester. Er besuchte zudem mehrere Meisterkurse und gewann zahlreiche Auszeichnungen, u. a. erste Preise beim Schweizerischen Dirigentenwettbewerb (1996) und bei der International Jesús López Cobos Opera Conducting Competition (2006). Von 2006 bis 2008 war er Assistant Conductor am Teatro Real in Madrid und Assistent von Jesús López Cobos. Im Juni 2007 gab er im Teatro Real sein Debut mit „Madama Butterfly“, gefolgt von „Hänsel und Gretel“ an der Hamburgischen Staatsoper. Von 2008 bis 2010 war Philippe Bach Erster Kapellmeister und Stellvertretender GMD am Theater Lübeck.
Seit 2011 ist Philippe Bach Generalmusikdirektor der traditionsreichen Meininger Hofkapelle am Meininger Staatstheater und seit 2012 auch Chefdirigent des Berner Kammerorchesters. Im August 2016 übernahm er zudem die Position des Chefdirigenten an der Kammerphilharmonie Graubünden. Als Gast leitete Bach u. a. Konzerte mit dem Tonhalle Orchester Zürich, dem London Philharmonic Orchestra, dem BBC Philharmonic Orchestra, dem Royal Liverpool Philharonic Orchestra, dem Helsinki Philharmonic Orchestra, dem Royal Scottish National Orchestra, dem Orchestre de chambre de Lausanne, dem Basler Sinfonieorchester, dem Kammerorchester Basel, dem Hallé Orchestra, dem RTE National Symphony Orchestra, dem Orquesta Sinfónica de Madrid, dem Orchestra della Svizzera Italiana, dem Brandenburgischen Staatsorchester, dem Bournemouth Symphony Orchestra, dem Kuopio Symphony Orchestra, der Basel Sinfonietta und dem Berner Sinfonieorchester.
Zum Solisten Sönke Reger
Sönke Reger begann seine Karriere als 1. Konzertmeister an der Thüringen Philharmonie Gotha und 2003 als Vorspieler der 1. Violinen an der Staatsphilharmonie Nürnberg. Seit 2005 ist er 1. Konzertmeister am Meininger Staatstheater. Als Solist spielte Sönke Reger in Deutschland, Frankreich und Korea, u. a. Violinkonzerte von Bach, Mozart, Beethoven, Max Reger und Bela Bartók.
Der Violinist ist passionierter Kammermusiker und war in unterschiedlichen Besetzungen z. B. beim Schleswig-Holstein Musik Festival, dem Festival Mecklenburg-Vorpommern und dem Rheingau Musik Festival zu erleben. Zudem ist er seit 2005 jährlich zu Gast beim Internationalen Kammermusikfestival Nürnberg. Es entstanden Rundfunk- und Fernsehaufnahmen, u. a. beim Norddeutschen, Bayerischen und Mitteldeutschen Rundfunk, dem Sender Freies Berlin, für das ZDF und Arte-TV in Korea. 2008 folgte er im Rahmen einer internationalen Kooperation dem Ruf der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar als Professor für Violine an die deutsche Musikfakultät der Universität Kangnam in Südkorea. Neben der Lehrtätigkeit in seiner Hauptfachklasse gab er Meisterkurse und wurde als Juror zu Wettbewerben eingeladen. Er gründete und leitete das Kammerorchester der Hochschule und brillierte in Korea in zahlreichen Kammer- und Solokonzerten. 2011 kehrte Sönke Reger an das Meininger Staatstheater zurück und unterrichtet seit 2012 an der Hochschule für Musik Franz Liszt Weimar.