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Eine Zauberpflanze, die Wasser verschwinden lässt

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Misteln könnten künftig zum Sorgenkind für Förster und Waldbesitzer werden: Der Halbparasit stibitzt den Bäumen Wasser und Mineralstoffe. Und der Klimawandel hilft dabei

Erfurt (hs). Bei den Germanen war sie Teil der Schöpfungsgeschichte, bei Asterix und Obelix braute der Druide Miraculix daraus einen Zaubertrank, Pharmakologen machen heute noch aus ihren Blättern einen blutdrucksenkenden Tee, nach keltischem Ritual ist sie schlicht ein Liebesglückbringer: Die Mistel. Die 30 bis 50 cm große, nahezu kreisrund wachsende Pflanze ist hierzulande in Wäldern, Parks oder auch Obstbaumplantagen weit verbreitet.  Von den etwa 70 vorkommenden Arten ist die Weißbeerige Mistel (Viscum album) im Freistaat am häufigsten anzutreffen. Auf winterkahlen Laubbäumen ist der immergrüne Halbparasit auch für den Laien derzeit gut zu sehen. Die Mistel gehört zu jenen Pflanzen, die mit dem Klimawandel bestens zurechtkommen – und deshalb für manche Baumarten in Zukunft gefährlich werden könnte.

Der Klimawandel kommt der Mistelverbreitung entgegen

Die klebrigen Mistelbeeren werden durch Vögel im Winter aufgenommen, der Samen direkt durch Schnabelkontakt oder indirekt durch Kotausscheidung verbreitet. Letzteres hat zu dem althochdeutschen Namen „Mistil“ (Mist) geführt. Im Frühjahr beginnt der Samen zu keimen. Im Kronenbereich vorwiegend weichholziger Bäume anhaftend, beginnt der Halbschmarotzer mittels Haftscheibe und einem „Sproßbohrer“ seiner Wirtspflanze Wasser und Mineralstoffe zu stibitzen. Nur gut wasserversorgte und damit vitale, wachstumsstarke Bäume können einen Mistelbefall abwehren oder lange Jahre ertragen.

Da als Folge der Klimaerwärmung die Winter- und Sommertemperaturen sowie die Trockenheit zunehmen wird, dürfte die Befallsrate durch die Mistel in den Waldgebieten in den nächsten Jahrzehnten weiter zunehmen. So etwa im Altenburger Land, aber auch in Nordsachsen und im Raum Dresden aktuell schon beobachtet. Die Mistel ist ein Wasserverschwender, die, im Gegensatz zum Wirtsbaum, keine Mechanismen zur Wasserregulierung nutzt. Selbst im Hochsommer, bei beginnendem Trockenstress ihrer Wirte, schränkt sie ihren Wasserbrauch nicht ein. Das Phänomen ist nicht neu: Das Kiefernsterben im Wallis oder selbst das Eichensterben in Niederösterreich ist auf Mistelbefall zurückzuführen. Forstliche Bekämpfungsmaßnahmen auf der Fläche sind sinnlos, da der Klimawandel die Geschehnisse beeinflusst. Wer hingegen einen Einzelbaum im Garten mit starkem Mistelbefall hat, kann die Misteln durch Baumsteiger entfernen, zumindest reduzieren lassen. Da hierzu ganze Äste entfernt werden müssen, ist nur Mistelbefall im Außenbereich einer Krone ohne Schaden für den Baum zu bekämpfen.

Nur die Tannenmistel ist in Thüringen gefährdet

Je nach Gehölz, auf dem sich die Weißbeerige Mistel niederlässt, wird diese als Laubholz-, Tannen- oder Kiefernmistel bezeichnet. Während die Tannenmistel selten im Freistaat zu finden ist und als gefährdet eingestuft wird, ist die Laubholzmistel auf Eschen, Ahorne, Weiden und auch Obstbäumen recht häufig anzutreffen – auf heimischen Buchen und Eichen dagegen selten. Die Forschung kann dies bis dato nicht erklären. Was den Mythos der Mistel nur noch weiter befeuert.

Quelle/Foto: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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