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Warum Kastanien jetzt schon ihre Blätter färben
Nicht der Herbst, sondern eine südosteuropäische Motte macht dem beliebten Baum seit Jahren das Leben schwer
Erfurt (hs). Die Bedrohung einer der schönsten und beliebtesten Biergarten-, Park-, Straßen- und Waldrandbäume Thüringens, der weißblühenden Kastanie, setzt sich leider auch in diesem Jahr fort. Ursache ist eine erstmals 2007 im Freistaat nachgewiesene Schmetterlingsart, die aus Südosteuropa eingewandert ist. Deren Raupe, die hier keine natürlichen Feinde kennt, zerfrisst die Kastanienblätter, bis sie welken. Der Baum verliert an Vitalität, bei Dauerbefall droht er abzusterben. Doch den befallenen Bäumen ist zu helfen. Wer jetzt das abgefallene Kastanienlaub aufsammelt und entsorgt, verhindert, dass aus den im Laub abgelegten Puppen im kommenden April neue Falter schlüpfen.
Bis dato keine wirtschaftlich sinnvolle Bekämpfung möglich
Die überall deutlich sichtbare frühzeitige Blattwelke und Laubfall an den Kastanien werden nicht durch Luftschadstoffe oder Straßensalz verursacht, sondern durch die gefährliche Kastanienminiermotte. Dieses Schadinsekt, seit 2007 in Thüringen nachgewiesen, ist aus Südosteuropa eingewandert und hat in Deutschland nahezu keine natürlichen Feinde. Trotz intensiver Forschung gibt es bis heute auch kein wirtschaftlich einsetzbares Bekämpfungsmittel. „Die bisher einzige Gegenmaßnahme ist, das herabgefallene Laub schnellstens abzutransportieren und zu verbrennen oder fachgerecht zu entsorgen“, erklärt Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. So kann verhindert werden, dass sich die Puppen der unscheinbaren Motte, die im Laub überwintern, zu Faltern entwickeln, die etwa Mitte April ausfliegen. Die weiblichen Tiere legen nämlich umgehend hunderte Eier an der Oberseite des Kastanienblattes ab, aus denen sich durchschnittlich 30 Larven entwickeln. Diese fressen nimmersatt Gänge durch die Blätter und nehmen so Nährstoffe für die eigene Entwicklung auf. Der Kastanie dagegen welken die Blätter schon im Spätsommer, die lebenswichtige Fotosynthese wird eingeschränkt. „Das Laub zu deponieren reicht nicht aus, es muss thermisch bei mindestens 60 Grad Celsius behandelt werden, um ein Absterben der Puppen sicherzustellen“, so Gebhardt weiter.
Laubsammeln und verbrennen hilft!
Dass Laubsammeln hilft, zeigt die Stadt Essen: Seit dort die Bürger fleißig Kastanienlaub sammeln und dieses in den Müllheizkraftwerken der Stadt verfeuern lassen, können im Citybereich wieder sattgrüne Kastanien bis in den späten Herbst beobachtet werden.