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Auerhuhn-Schutzprogramm zeigt Erfolg
Seit rund eineinhalb Jahren steigt die Zahl der seltenen Waldhühner an. Damit scheinen die Bemühungen der Förster erste Erfolge zu zeigen. Ein neues Konzept brachte den Durchbruch.
Erfurt (hs). ThüringenForst entließ dieser Tage 20 junge Auerhühner in der Nähe von Gehren und Neuhaus in die Freiheit. Sie stammen alle aus der betriebseigenen Aufzuchtstation am Rande der Uhlstädter Heide. In Anwesenheit von Vertretern der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald – LV Thüringen, des Landesjagdverbands Thüringen sowie weiterer amtlicher und ehrenamtlicher Naturschutzexperten fand damit die diesjährige Auerhuhn-Auswilderungsaktion ihren Abschluss. Experten sind sich einig, dass sich die Ausgangspopulation von weniger als einem Dutzend Tiere in den vergangenen eineinhalb Jahren mindestens verdreifacht hat. Aktuell wurde eine Wildbrut gesichert erfasst – zum ersten Mal seit vielen Jahren. Ein neu ausgerichtetes Bewirtschaftungskonzept hat den Durchbruch möglich gemacht. Noch in den 1970er Jahren wurden über 300 Tiere im Thüringer Schiefergebirge gezählt. 2010 stand das Auerhuhn im Freistaat vor dem Aussterben und es begann ein auf mindestens zehn Jahre angelegtes Schutzprogramm der Forstverwaltung.
Charaktervogel Thüringens braucht geeigneten Lebensraum
„Der Charaktervogel des Freistaats, vielfach auf Wappen zu sehen oder an Orts- wie auch Gasthofbezeichnungen zu lesen, war noch in den 1970er Jahren im Thüringer Schiefergebirge weit verbreitet“ erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Hohe Schadstoffeinträge, fehlende Lebensräume, erhöhte Rot-, Schwarz- und Raubwildbestände sowie vielfältige Störungen durch den zunehmenden Tourismus haben die Auerhuhnbestände seither drastisch vermindert. Zwischenzeitlich ausgewiesene Naturschutzgebiete und EG-Vogelschutzgebiete definieren das Auerhuhn als besonders schutzwürdige Art. Doch es hat sich herausgestellt, dass dieser reine Flächenschutz nicht ausreicht. Kern des Rettungsprojektes der Forstleute ist daher die Verbesserung der Lebensraumqualität wie auch der Bekämpfung der natürlichen Feinde des imposanten Waldhuhns, die insbesondere in den letzten drei Jahren den Aktivitätsschwerpunkt bildete.
Auerhuhnforschung mit neuesten Erkenntnissen
Erstmals konnten Thüringens Förster die Senderdaten einer im Frühjahr 2017 ausgewilderten, zuvor in Mittelschweden gefangenen, Henne auswerten. Dies ist schon deshalb bemerkenswert, weil das Tier die Eingewöhnung in den neuen Lebensraum damit nachweislich gemeistert und erstmals das Verhalten eines Wildvogels im neuen Lebensraum lückenlos nachvollzogen werden kann. Dies lässt Schlussfolgerungen zur Qualität und Quantität der Lebensräume und zu potenziellen Störungen und Vergrämungen des Wildvogels zu.
Neues Bewirtschaftungskonzept hat sich bewährt
Hoffnung macht den Experten zusätzlich der gesicherte Nachweis einer Wildbrut. „Offensichtlich sind mancherorts die Lebensraumbedingungen nunmehr so artgerecht, dass die ausgewilderten Tiere erfolgreich für die eigene Reproduktion sorgen können“, so Volker Gebhardt abschließend. Seit 2015 setzen Thüringens Förster die in Polen erprobte Auswilderungsmethodik „Born to be free“ um. Die Jungvögel werden hierbei unter Begleitung der Mutterhenne schrittweise in speziellen Biotopvolieren in die Freiheit entlassen. Die Überlebensfähigkeit der Jungvögel kann so gesteigert werden. Zur Auswilderung kamen dieses Jahr nicht nur die 20 Jungvögel aus der Aufzuchtanlage, sondern schon im Frühjahr insgesamt neun Wildfänge aus Mittelschweden.