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100 Jahre Dauerwald-Idee

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1922 gilt als die Geburtsstunde der Dauerwald-Idee des Forstprofessors Alfred Möller. Bis heute ein Waldideal – dem die Thüringer Wälder immer mehr nahekommen

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts befand sich die deutsche Forstwirtschaft in einem engen Korsett ökonomischer Anforderungen, die waldbaulich vielfach in Reinbeständen endeten. Just in dieser Phase trat der Direktor der Forstakademie Eberswalde, Forstprofessor Dr. Alfred Möller, mit einem Waldbewirtschaftungsansatz auf den Plan, der sowohl damals, als auch bis heute Forstleute und Waldbesitzer in zwei Lager spaltete. In seiner Dauerwaldidee propagierte Möller, im Parallelamt ein preußischer Oberforstmeister, einen naturphilosophischen Ganzheitsbegriff: Der Wald ist als Organismus zu denken, Boden, Pflanzen, Tiere sind wichtige Organe dieses Systems. Diese stehen ähnlich den Organen eines Körpers in gegenseitiger Abhängigkeit und sind nur in ihrer Gesamtheit dauernd zu erhalten. Dieser Stetigkeitsansatz, heute als ökologische Stabilität bezeichnet, war Möllers Grundgesetzlichkeit für waldbauliches Wirken. „Zurück zur Natur“ oder „Stilllegung“, heute romantisierende Modebegriffe, lehnte Möller aber ab. Der Wald als nachhaltiger Rohstofflieferant, abseits von Altersklassenwald und Kahlschlag, war Möller wichtig. Im Gegenteil: Jährliche Holzernten bei hohen Holzvorräten sollten diese Nutzfunktion im Einklang mit dem Organismus Wald sichern.

Möllers Dauerwaldidee hat die Forstwirtschaft revolutioniert

„Die Dauerwaldidee Alfred Möllers begeistert bis heute viele Forstleute und Waldbesitzende. Seine Abkehr von der damalig verbreiteten Kahlschlagwirtschaft im Altersklassenwald hin zu organischen Waldbehandlungsmodellen war damals revolutionär. Heute, 100 Jahre später, ist sie Grundlage für das waldbauliche Handeln der Landesforstanstalt“, erläutert Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. 1922 veröffentlichte Möller die umfassende Schrift „Der Dauerwaldgedanke. Sein Sinn und seine Bedeutung“, um seine zahlreichen Kritiker zu befrieden und seine Unterstützer weiter zu begeistern. Möller konnte seine Theorie im Privatwald des Kammerherrn Friedrich von Kalitsch in Bärenthoren (Sachsen-Anhalt) praktisch vorführen. Er verstarb aber plötzlich im Jahr 1923, nur ein Jahr nach der Veröffentlichung seiner Schrift.

1950 wurde die Dauerwaldidee institutionalisiert Möllers Idee vom Dauerwaldorganismus wurde von zukunftsorientierten

Forstwissenschaftlern wie auch Forstpraktikern nach dem Krieg wieder aufgenommen. 1950 erfolgte der bundesweite Gründungsaufruf der Arbeitsgemeinschaft „Naturgemäße Waldwirtschaft“ (ANW). Der Begriff Dauerwald wurde, der polarisierenden Historie wegen, bewusst vermieden, aber gemeint. 1991 erfolgte schließlich die Gründung im heutigen Freistaat Thüringen als ANW Thüringen. In vielen Wäldern der ThüringenForst-AöR wie auch in vielen Kommunal- und Privatforstbetrieben wird seither das Ideal des „Dauerwaldes“ verfolgt.

Text: Horst Sproßmann; Foto: ThüringenForst

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