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Nadel sticht Laub
Während Laubbäume unsere Wälder wunderschön herbstlich bunt färben, bleiben Nadelhölzer ganzjährig grün. Unterschiedliche Überwinterungsstrategien sind die Ursache
Erfurt (hs). Mit der abnehmenden Tageslänge im Herbst bereiten sich die Laubhölzer auf die kalte und wasserarme Winterzeit vor. Sie bauen das Chlorophyll in ihren Blättern ab, weshalb dort andere Farbpigmente in den Vordergrund treten können: Gelb-, Orange-, Rot-, Violett- und Blautöne bestimmen die nächsten Wochen das Farbenkleid unserer Laubwälder. Zumindest solange, bis die ersten Fröste den Blattfall initiieren und im Winter für kahle Kronen sorgen. Während die Laubhölzer ihr Äußeres massiv verändern, scheinen Nadelhölzer vom Jahreszeitenwechsel unbeeindruckt. Denn Fichte, Tanne, Kiefer & Co. behalten nicht nur ihr Nadelkleid, auch eine herbstliche Verfärbung ist nicht zu beobachten. Da stellt sich dem Naturfreund die Frage, warum die Nadelhölzer den Indian Summer derart boykottieren?
Unterschiedliche Überwinterungsstrategien
„Im Gegensatz zu den Laubbäumen verfügen die meisten Nadelhölzer in unseren Wäldern über ein anderes Schutzsystem, um die kalten und oft trockenen Wintermonate zu überleben“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die immergrünen Fichten, Tannen oder Kiefern verfügen zum Schutz gegen Wasserverlust durch Verdunstung über Nadeln mit einer dicken Wachsschicht und einer sehr festen Haut. Allein die gerollte Nadelform selbst verringert, etwa im Vergleich zum Blatt einer Eiche, schon deutlich die Verdunstungsoberfläche. Eine kleine Oberfläche und eine dicke „Elefantenhaut“ sind folglich Strukturen, um den Verlust von Wasser durch Verdunstung, insbesondere an Sonnentagen im Winter, einzudämmen. Zusätzlich verfügen viele Nadelbäume auch noch über winzige Spaltöffnungen in den Nadeln, die sie aktiv verschließen können. Mit diesen „Ventilen“ können sie zusätzlich einem Wasserverlust im Winter und damit der Gefahr der Vertrocknung vorbeugen.
Die Lärche ist ein Nadelbaum mit Mechanismen des Laubbaumes
Einzig die Lärche wirft, wie die Laubbäume, ihre Nadeln im Herbst ab. Sie verfügt über relativ weiche Nadeln mit einer nur dünnen Wachsschicht. Sie würde viel überlebenswichtiges Wasser an sonnenreichen Wintertagen verlieren und vertrocknen. Deshalb folgt sie der Strategie der Laubbäume und lässt im Frühjahr beim Laubaustrieb auch ihre frischen Nadeln sprießen.
Der Nadelfall an Fichte & Co geschieht kaum sichtbar, unabhängig von der Jahreszeit
Die heimischen wintergrünen Nadelbäume erneuern, unabhängig von der Jahreszeit, ihr Nadelkleid kaum sichtbar in langen Zeiträumen. So ersetzen sie Nadeln im Kroneninneren, die stark beschattet sind und zur sonnenlichtabhängigen Photosynthese nicht mehr genug beitragen können. Die Fichte, mit 38 % Baumartenanteil der wichtigste Forstbaum Thüringens, behält ihre Nadeln etwa sieben Jahre am Zweig, die Tanne etwa elf Jahre, die Kiefer hingegen nur fünf Jahre.
Wie schnell ein Nadelbaum bei Trockenheit seine Nadeln verliert, darüber kann übrigens jeder Weihnachtsbaumkäufer berichten. Schon nach zwei Wochen können aufwendig geschmückte, vermeintlich frisch geschlagene Bäume das weihnachtliche Fest vergrämen. Deshalb ist es so wichtig, den Weihnachtsbaum frisch, am besten wenige Tage vor dem Fest, direkt beim Förster im Wald zu kaufen. Und ein Baumständer mit täglich aufgefülltem Wasserreservoir verlängert die Frischephase des Baumes deutlich, oft genug bis weit in den Januar hinein.