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Zimmer: Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft sind vereinbar

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Stressenhausen. Es ist eine Erfolgsgeschichte in den Augen des Naturschutzbundes des Freistaates Thüringen: das Naturschutz- und Flora-Fauna-Habitat-Gebiet der Hutelandschaft bei Stressenhausen. Es stellt mit der Rodachaue einen typischen Ausschnitt der hennebergisch-fränkischen Kulturlandschaft dar. Auf den dortigen feuchten Flächen zwischen Stressenhausen und Streufdorf war eine herkömmliche Bewirtschaftung durch die Landwirtschaft in der Vergangenheit nur schwer möglich.

Mit der Etablierung einer extensiven Weidelandschaft mit Konikpferden und Heckrindern konnte hingegen ein Modell gefunden werden, bei dem Naturschutz- und wirtschaftliche Interessen in Einklang gebracht worden sind. Davon konnte sich kürzlich auch die Vorsitzende der linken GUEN/GL-Fraktion im europäischen Parlament, Gabi Zimmer, überzeugen. Auf Einladung des NABU Henneberger Land war die Abgeordnete aus dem Freistaat Thüringen am Montag angereist, um bei einem gemeinsamen Spaziergang die Entwicklung des Projekts zu diskutieren.

Einleitend stellte Dr. Christoph Unger, derzeit bei der Unteren Naturschutzbehörde des Landkreises Hildburghausen beschäftigt, das Projekt noch einmal vor. Nicht ohne Genugtuung verwies er auf die hohe Artenvielfalt auf der insgesamt 70 Hektar großen Fläche. So sei die Anzahl der hier inzwischen nachgewiesenen Vogelarten beeindruckend. Nicht zuletzt deshalb erfreuen sich die mehrere Male im Jahr von ihm veranstalteten Vogelexkursionen immer wieder großer Beliebtheit.

Wie zur Bestätigung dieser Einschätzung stolzierten im gleichen Moment vier Silberreiher zwischen den Heckrindern und Konikpferden über die Fläche der Hutelandschaft. Unger zufolge sind Eingriffe des Menschen auf der Fläche inzwischen kaum noch nötig, beschränken sich eher auf die wirtschaftliche Betätigung des landwirtschaftlichen Trägerbetriebs. Der jetzige Tierbestand bliebe ganzjährig auf der Fläche, sei robust genug, um auch das Winterhalbjahr im Freien zu verbringen. Das Projekt stelle sich für den Agrarbetrieb auch wirtschaftlich erfolgreich dar.

NABU-Landesvorsitzender Martin Schmidt, Schatzmeisterin und NABU- Kreisvorsitzende Marianne Herrmann sowie deren Mitstreiter Claudia Chladek, Corinna Höhl und Jürgen Ehrhardt interessierte derweil natürlich auch, wie sich die EU-Agrarpolitik auf die Ziele des Naturschutzes auswirken wird. Zimmer betonte mit Bezug auf Projekte wie die Hutelandschaft, dass sich bei entsprechenden Rahmenbedingungen die Interessen von Naturschutz und Landwirtschaft sehr wohl vereinbaren ließen. Sie verwies zugleich darauf, dass bis zum Ablauf der jetzigen Legislaturperiode das Europäische Parlament noch etliche Hausaufgaben im Agrarbereich zu erledigen hätte. Da mit Ablauf der jetzigen Wahlperiode rund die Hälfte aller Abgeordneten ausscheiden werde, wolle ihre Fraktion darauf drängen, das im Parlament noch alle notwendigen Entscheidungen im Agrarbereich getroffen werden, um für die notwendige Zeit des Übergangs größtmögliche Haushaltssicherheit für alle bestehenden Projekte zu schaffen. Unklar sei aber auch im Agrarbereich, wie sich beispielsweise ein Brexit auswirken werde: Immerhin verfügt Großbritannien mit dem englischen Königshaus über den größten Subventionsnehmer im Bereich der Landwirtschaft. Persönlich sei sie skeptisch in Bezug auf die Möglichkeit eines Ausstiegs aus dem beschlossenen Brexit. Allerdings sei dies bisher auch nicht mit Sicherheit vorauszusagen. Käme es tatsächlich zum Brexit, wäre der NABU Deutschland eigenen Angaben zufolge übrigens dann der größte Naturschutzverband innerhalb der EU.

Als Problem sieht Zimmer an, das in den Mitgliedsländern der EU das Bewusstsein für Artenschutz deutlich unterschiedlich ausgeprägt ist. Hier stoßen Naturschutzbemühungen immer noch auf Widerstände, für welche vermeintliche kulturelle Traditionen herangezogen werden.

An der anschließenden Auswertung des Besuchstages nahm auch der Vorsitzende des Umweltausschusses im Thüringer Landtag, Tilo Kummer, teil.

Titelbild: Gabi Zimmer (2.v.l.) im Gespräch mit Martin Schmidt auf der Beobachtungsstelle in der Hutelandschaft.
Text/Foto: WKB Tilo Kummer, Mathias Günther

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