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Schutzwälder, die mehr leisten, als man denkt
Wälder sind in der Lage, die Gefahr von Hochwasserspitzen, Sturzfluten und Erosionen zu verringern. Und dabei können diese Schutzwälder ganz unterschiedliche Lebensräume sein
Erfurt (hs). Wald beeinflusst in vielfältiger Weise den Wasserhaushalt. Gerade jetzt, wo große Mengen Schmelzwasser aus Thüringens Mittelgebirgen viele der rund 15.300 Kilometer umfassenden Bäche und Flüsse im Freistaat anschwellen lassen, wird dies deutlich. Denn noch bevor das Schmelz- oder Regenwasser abfließt und ggf. ein Hochwasser entsteht, wird ein Teil der Niederschläge vom Kronendach und im porenreichen, naturnahen Waldboden aufgefangen, Schmelzwasser durch Wurzelwerk und Unterwuchs gebremst. Zusätzlich dient der Wald als Erosionsschutz, da er durch sein intensives Wurzelwerk den Boden gerade im Hanggelände stabilisiert. Damit sind Wälder im Besonderen in der Lage, Hochwasserspitzen, Sturzfluten oder Erosionen zu verringern und wirtschaftliche Nachteile etwa bei Verkehrsinfrastruktur- oder gar Siedlungsnutzung zu verringern. Flusshochwasser sind die Naturereignisse, die in Deutschland die größten wirtschaftlichen Schäden verursachen.
Wald schützt – aber leider nur begrenzt!
„Rund 235.000 Hektar Wald, fast die Hälfte der Waldfläche Thüringens, liegen in Hochwasserentstehungsgebieten“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die Anforderungen an diese Wälder steigen stetig an, Verkehr und Tourismus, speziell der Sommer- und Wintertourismus im Wald, nimmt stetig zu. Gleichzeitig erhöht die globale Klimaerwärmung die Wahrscheinlichkeit von Witterungsextremen und Unwettern und damit das Gefährdungspotenzial für den Wald und Hochwässer gleichermaßen. Gerade Wälder in Hochwasserentstehungsgebieten benötigen zur Sicherung ihrer besonderen Schutzfunktion neben Waldpflege, Durchforstung und der rechtzeitigen Einleitung der Verjüngung auch geregelte Rahmenbedingungen bei der Jagd. Nach wie vor sind überhöhte Schalenwildbestände ein Kernproblem in der Waldbewirtschaftung.
Moore sind natürliche (Hoch)Wasserspeicher
Seit über 20 Jahre widmet sich ThüringenForst der Renaturierung großer wie kleiner Moore im Thüringer Wald. Moore sind nicht nur Lebensraum seltener Arten und herausragende CO2-Senken, sondern auch Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen. Bei Starkregen können sich die mächtigen Torflagen vieler der rund 360 Thüringer Moore mit einer Gesamtfläche von rund 2.000 Hektar vollsaugen wie ein Schwamm und so die Abflussmenge und -geschwindigkeit des Regenwassers regulieren. Intakte Moore sind damit Hochwasserspeicher und dienen dem Hochwasserschutz. Und dies in Thüringen vor allem in den Hoch- und Kammlagen der Mittelgebirge, wo Niederschlag üblicherweise besonders reichlich abregnet.
Bruch- und Auwälder sind wichtige Überschwemmungsgebiete
Auf häufig überfluteten Standorten breiter Flussniederungen bilden sich Weichholzauenwälder mit Weiden- und Pappelarten aus. Ergänzt werden diese wasserbeeinflussten Wälder auf höher gelegenen Flussbereichen von Hartholzauenwäldern mit Stieleiche und Edellaubbaumarten. Gebhardt plädiert dafür, diese auch im Freistaat selten gewordenen Wälder mit ihren vielfältigen gewässer- und auentypischen Arten und Lebensräumen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Auch hier können Wälder in Auenflächen und Poldern einen entscheidenden Beitrag zur Hochwasservorsorge im Freistaat leisten. Waldmehrung, die ja zusätzlich dem Klimaschutz dienen würde, sollte auch auf solchen Flächen verstärkt betrieben werden.