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Bewegendes Gedenken an Opfer der Judenvernichtung
Hildburghausen. Zum Gedenken an die Opfer der antisemitischen Pogrome vom 9. November 1938 versammelten sich am 79. Jahrestag dieser Verbrechen Bürger an der Erinnerungstele in der Hildburghäuser Gerbergasse. Blumengebinde legten unter anderem Kreisrat Mathias Günther (Linke.), Pfarrer Stephan Götting und der erste Beigeordnete der Stadt, Burkhard Knittel, nieder.
„Der 9. November steht sowohl für die Überwindung der Teilung Europas in zwei politisch konträre Blöcke als auch für den Auftakt zum grauenvollsten Kapitel deutscher Geschichte, die antisemitischen Pogrome des 9. November 1938. Antisemitismus ist auch gegenwärtig präsent. In den letzten zweieinhalb Jahren wurden 76 Angriffe auf jüdische Friedhöfe in Deutschland verübt, allein im letzten Jahr war fast jede Woche eine antisemitische Straftat in Thüringen zu verzeichnen. Jeder sechste Thüringer vertritt laut aktuellem Thüringen Monitor antisemitische Einstellungen.“, betonte Günther eingangs.
Man habe es weiterhin mit einem aktuellen Problem zu tun, auf das mit einem klaren Bekenntnis gegen menschenverachtende Ideologien und Ausgrenzung reagiert werden müsse.
Es sei deshalb historische und aktuelle Verantwortung, energisch zu widersprechen, wenn rechte Hassredner wieder die Sprache der NS-Herrschaft bemühen, Religionsfreiheit als Grundrecht zur Disposition stellen, Menschen anderer religiöser oder kultureller Herkunft stigmatisieren oder sie gar ‚entsorgen‘ wollen. 48 antisemitische Straftaten zählte die Landesregierung im vergangenen Jahr, 28 neue allein im ersten Halbjahr 2017.
Es gelte daher aufzustehen, wenn das Gedenken an die Shoah diffamiert, eine 180 Grad- Wende in der Erinnerungspolitik gefordert und die vorgeblichen ‚Leistungen‘ von Wehrmachtssoldaten zur NS-Zeit gefeiert werden. Dies unabhängig davon, ob die Parolen von 6.000 alkoholisierten Neonazis auf einer Wiese oder von Abgeordneten der AfD in Parlamenten vorgetragen werden. Es gelte auch Wählerinnen und Wählern deutlich zu sagen, dass eine Entscheidung für eine solche Partei auch eine Unterstützung von völkischen Rassisten darstellt.
Den verschiedenen Formen und Ausprägungen des Antisemitismus müsse im Alltag aktiv begegnet werden. Dies gelte für alle Lebenslagen, egal ob in der Schule, im Betrieb, in der Kneipe oder auch in der Fankurve, auch im persönlichen Umfeld.
Günther dankte den Teilnehmern für Ihr Kommen. Besonders würdigte er die bewegende Gestaltung des Gedenkens durch Schülerinnen des „Gymnasium Georgianum“ unter Leitung von Dr. Kerstin Möhring. Diese hatten die Veranstaltung auch 2017 wieder mit Musik- und Wortbeiträgen umrahmt. Unter anderem verlasen sie die Namen von 56 ermordeten Hildburghäuser Juden. Damit machten sie eindringlich auf die von ideologisch aufgeladenem Hass und rechtsextrem motivierter Hetze ausgehende Gefahr aufmerksam. Möhring kündigte zudem die Realisierung eines Internetprojektes zur Erinnerung an die ehemaligen Schleusinger Juden an.