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Vorstellung des IAB-Betriebspanels Thüringen 2016
Erfurt (lr). Bei der Bewältigung der Anforderungen im Bereich der Arbeitsmarkt- und Beschäftigungspolitik muss zielgerecht vorgegangen werden, um den Fachkräftebedarf in Thüringen so passgenau wie möglich decken zu können. Das IAB-Betriebspanel gibt seit Jahren Hinweise zu wichtigen Handlungsfeldern der Fachkräftegewinnung. Die Ergebnisse des „IAB-Betriebspanels 2016 – Länderbericht Thüringen“ hat die Thüringer Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Heike Werner (DIE LINKE), heute während der Regierungsmedienkonferenz in Erfurt vorgestellt.
Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner sagte: „Die Entwicklung auf dem Thüringer Arbeitsmarkt ist positiv. Wir haben bereits viel erreicht. Die Arbeitslosigkeit sinkt, die Beschäftigung steigt. Das gilt ausdrücklich auch für langzeitarbeitslose Menschen. Gerade bei ihnen wirkt sich neben der guten Konjunktur auch die aktive Arbeitsmarktpolitik der Landesregierung aus, darunter unsere Projekte für öffentlich geförderte Beschäftigung.
Arbeit und Ausbildung in Thüringen werden aber nicht nur für die Beschäftigten hier im Freistaat immer attraktiver, auch Pendlerinnen und Pendler, die in anderen Bundesländern Arbeit gefunden haben, verlagern ihren Arbeitsort wieder nach Thüringen. Im Jahr 2016 hat sich der Pendlersaldo in Thüringen bereits das 8. Jahr in Folge verringert. Das stimmt optimistisch. Das Credo aus der 21. Welle des IAB-Betriebspanels, Länderbericht Thüringen, lautet: Unternehmen, die gute Arbeitsbedingungen schaffen, haben die besten Chancen auf gut ausgebildete und motivierte Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.
Dabei denke ich vor allem an die auch im Betriebspanel angesprochenen Themen der Tarifbindung, der Entlohnung, der Aus- und Weiterbildung sowie der Nutzung noch brachliegender Potenziale, beispielsweise bei den altersspezifischen Unterstützungsmaßnahmen. Mein Dank gilt den beteiligten Unternehmen, die erneut den doch recht umfangreichen Fragebogen beantwortet haben, den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Forschungsinstituts SÖSTRA für die Auswertung, sowie dem IAB als bundesweitem Koordinator.“
Ausgewählte Ergebnisse des IAB-Betriebspanels 2016:
1. Die Mehrheit der Betriebe in Thüringen (68 %) setzt sich mit den Möglichkeiten moderner Automatisierungs- und Digitalisierungstechnologien auseinander. Mit 67 % sehen anteilig ähnlich viele Betriebe im Freistaat Potenziale in der Nutzung dieser Technologien. Auf einer Skala von 1 bis 10 bewerten die Unternehmen ihr derzeitiges Ausstattungsniveau mit modernen Technologien mit einem Wert von 5,8. Die Einschätzungen unterscheiden sich allerdings nach Branchen und Betriebsgrößen zum Teil erheblich. In Kleinstbetrieben ist das Thema weniger präsent als in größeren. Auch Potenziale moderner Technologien werden von kleineren Betrieben weniger gesehen, ebenso wird die derzeitige Ausstattung von ihnen schlechter bewertet. Die Befunde belegen: Je moderner sich ein Betrieb einschätzt, umso weiterbildungsaktiver ist er auch.
2. Gezielte Maßnahmen zur Integration ausländischer Arbeitskräfte finden derzeit noch zu wenig statt. Nur 9 % aller Betriebe in Thüringen bieten derzeit eine oder mehrere Maßnahmen an, die speziell darauf ausgerichtet sind, ausländische Arbeitskräfte zu integrieren. Vorwiegend handelt es sich dabei um Praktikums- und Traineeplätze für diese Menschen. Weitere Betriebe hatten dies zum Zeitpunkt der Befragung, im dritten Quartal 2016, aber bereits geplant. Gleichzeitig sind in Thüringen fast 28.000 ausländische Menschen sozialversicherungspflichtig beschäftigt (Stand September 2016), ihre Zahl nimmt deutlich zu. Auch der Anteil ausländischer Menschen, die eine Ausbildung in Thüringen beginnen, steigt an. Klar ist aber: dieser Bereich ist nicht nur ausbaufähig, sein Ausbau ist angesichts der demografischen Entwicklung notwendig.
3. Es besteht eine hohe Bereitschaft der Betriebe zur Einstellung langzeitarbeitsloser Menschen. Die große Mehrheit der Betriebe (77 %) zeigt sich gegenüber langzeitarbeitslosen Bewerberinnen und Bewerbern aufgeschlossen, sofern die Voraussetzungen hinsichtlich der Qualifikation erfüllt sind. Auch dieser Befund aus dem IAB-Betriebspanel korrespondiert mit den Ergebnissen der aktuellen Arbeitsmarktstatistik. Im Jahresvergleich ist die Zahl der Langzeitarbeitslosen besonders stark gesunken.
4. Das Ausbildungsengagement der Thüringer Betriebe bleibt stabil, die Ausbildungsbeteiligung der ausbildungsberechtigten Betriebe liegt bei 48 % (Ostdeutschland 46 %, Westdeutschland 52 %). Die große Mehrheit der AbsolventInnen wurde im Anschluss an die Ausbildung von ihrem Ausbildungsbetrieb übernommen. Mit 68 % lag die Übernahmequote geringfügig über dem Vorjahreswert und entsprach dem Durchschnittswert für Ostdeutschland (Westdeutschland 67 %).
5. Weiterbildungsbeteiligung und -quote bleiben auf hohem Niveau: Die Betriebe in Thüringen investieren weiterhin beachtlich in die Fort- und Weiterbildung ihrer Beschäftigten. Im ersten Halbjahr 2016 haben das 52 % der Betriebe getan.
Hintergrund
Das IAB-Betriebspanel ist die einzige für alle Betriebsgrößen und Branchen repräsentative Unternehmensbefragung in Deutschland. Der Freistaat Thüringen hat sich bereits zum 21. Mal beteiligt. Durch die Ergebnisse des Betriebspanels wird die amtliche Statistik ergänzt. In einigen Punkten ist das Panel sogar die einzige Datenquelle für Aussagen auf Betriebsebene.
Für den Länderbericht Thüringen lagen 2016 auf Stichprobenbasis über 1.000 Befragungsergebnisse vor, womit 1,7 Prozent der Betriebe mit 5,9 Prozent der Beschäftigten im Freistaat erfasst wurden.
Mit dem thüringenspezifischen Länderbericht liegen inzwischen in einer langen Zeitreihe repräsentative Ergebnisse zur Entwicklung des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes in Thüringen vor.
Neben den jährlich dargestellten Themen wie Fachkräftebedarf, betriebliche Weiterbildung und Tarifbindung gibt es in jeder Befragungswelle (also in jedem Jahr) inhaltliche Schwerpunkte, diesmal die Digitalisierung und Beschäftigung ausländischer Arbeitskräfte. Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB) ist bundesweiter Gesamtprojektleiter.