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6. Suhler Lesenacht am 12. Mai
Welt-Begegnungen und Geschichte, Kabarett und „Zuglust“ über den Dächern von Suhl
Suhl (rh). Am Freitag, dem 12. Mai 2017, veranstaltet der Südthüringer Literaturverein gemeinsam mit der Stadt Suhl und weiteren Partnern die 6. Suhler Lesenacht. Nach dem Auftakt um 19.00 Uhr in der Stadtbücherei mit Katja Lange-Müller geht es dann hoch hinaus bis über die Dächer von Suhl mit den drei nachfolgenden Lesungen jeweils um 20.30 Uhr und um 22.00 Uhr. Zu Details informierte die Stadtverwaltung.
Katja Lange-Müller stellt ihren aktuellen Roman „Drehtür“ vor. Foto: Heike Steinweg
Anders als im Vorjahr, als zur 5. Suhler Lesenacht eine große Leseaktion im Freien über die Bühne ging und außergewöhnliche Leseorte wie der Stadtpark, ein Floß auf dem Herrenteich und der Innenhof des Waffenmuseums das Publikum anzogen, kehren die Autorinnen und Autoren Mitte Mai zurück in besondere Räume der Stadt. Auftakt ist um 19.00 Uhr wieder in der Stadtbücherei. Dafür konnte die mit zahlreichen nationalen und europäischen Auszeichnungen wie dem Ingeborg- Bachmann-Preis geehrte Autorin Katja Lange-Müller gewonnen werden. Die Berlinerin wird aus ihrem 2016 erschienenen Roman „Drehtür“ lesen.
Darin geht es um die Krankenschwester Asta, die nach 22-jährigem Dienst in internationalen Hilfsorganisationen, zuletzt in Nikaragua, nun am Flughafen München „strandet“ und an einer Drehtür stehend Passanten mit eigenen Bekannten vergleicht und Episoden ihres Lebens Revue passieren lässt. „Mit jeder Zigarette taucht Asta tiefer in ihre Vergangenheit ein – und mit jeder Episode variiert die Erzählerin ein höchst aktuelles und existenzielles Thema: das Helfen und seine Risiken“, heißt es in Verlagsinformationen. Am Ende steht die Frage, was vom Helfen übrig blieb, der Katja Lange-Müller mit der Selbstironie ihrer Heldin nachspürt und keine einfachen Antworten darauf anbietet. Man darf gespannt sein.
Wie bei der Suhler Lesenacht üblich, haben die Gäste nach diesem Auftakt die Wahl zwischen parallelen Lesungen. Diesmal sind es drei, die jeweils gegen 20.30 Uhr und um 22.00 Uhr beginnen und etwa eine Stunde dauern.
Zu Gast im „Lesewürfel“, der Stadtbücherei, bleibt gleich Joachim Krause. In der oberen Etage der Bibliothek, aus deren lyrikverzierten Glasscheiben sich interessante Ausblicke über Suhler Dächer bieten, stellt der Chemiker und Theologe sein Buch „Fremde Eltern“ vor. Joachim Krause aus Schönberg, der von 1982 bis 2010 Beauftragter für Glaube, Naturwissenschaft und Umwelt in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche in Sachsen war und zudem als Liedtexter für die Gruppe „Lift“ und andere Rockbands der DDR arbeitete, widmet sich eines Tages dem Inhalt von Kisten und Kartons auf dem Dachboden seines Hauses – und entdeckt Briefe und Tagebücher seiner Eltern. Doch neben persönlichen Gedanken enthalten die etwa 1800 Briefe auch philosophische und gesellschaftspolitische Traktate und Träume vom Leben von morgen – streng nationalsozialistisch geprägt. Krause entdeckt „fremde Eltern“. Die einst privat gedachten Aufzeichnungen macht der Autor mit seinem Buch einem größeren Publikum zugänglich und gibt damit ein faszinierendes wie beklemmendes Zeugnis ideologischer Einflussnahme auf junge Menschen vor 80 Jahren. Was davon wirkt bis heute weiter? Wie weit sind wir entfernt von solcher Einflussnahme? Das Buch fand bundesweit ein großes Echo. Krause liest gemeinsam mit seiner Frau daraus, um die Rollenzuordnung zu verdeutlichen, Familiengeschichte als Spiegel der deutschen.
Martin Strauch ist als Songpoet mitverantwortlich für „Zuglust“ im Türmerzimmer der Kreuzkirche. Foto: Maik Ehrlich
Harald Lindig verspricht im Kreuzkirchenturm „Zuglust“. Foto: H. Uske
Von der Stadtbücherei aus nur ein paar Schritte entfernt steht die Suhler Kreuzkirche. Dort wird die einstige Türmerwohnung zum Leseort für Harald Lindig aus Manebach und Martin Strauch aus Ilmenau. Beide nennen ihr eigens für diesen Auftritt zusammengestelltes Programm „Zuglust. Lieder und Texte über das Unterwegs.“ Harald Lindig, den manche Besucher der Suhler Lesenacht schon bei früheren Veranstaltungen kennenlernen konnten, nähert sich auf seine unnachahmlich skurrile Weise in Erzählungen und Gedichten dem Thema. Martin Strauch, Liedermacher und einstiger VHS-Lehrer in der Goethestadt, setzt seine Songs und Balladen dagegen. Hoch über den Dächern von Suhl, nach dem Bezwingen weiterer 96 Stufen von der oberen Empore der Kreuzkirche aus, wird man nicht nur mit einem phantastischen Blick über die Stadt, sondern auch mit einem großartigen Programm entlohnt, das „Zuglust“ machen will.
Der Kabarettist André Kudernatsch hat es „im Hermsdorfer Kreuz“. Foto: Sven Gatter
Schließlich bietet als Dritter im Bunde André Kudernatsch aus Erfurt gemeinsam mit seinem Pianisten Andreas Groß im Gagarinsaal Kabarettistisches an, ebenfalls ein Novum der bisherigen Suhler Lesenächte. Unter dem Titel „Ich hab‘s im Hermsdorfer Kreuz“ macht er mit allerlei Bedenkenswertem und auf die Schippe zu Nehmendem in Thüringen bekannt. Seine Kolumnen und Auftritte, live und im Fernsehen, sind Legende. Sein Auftrittsort ist der Gagarinsaal, der damit – durchaus auch über manchen Dächern Suhls gelegen – für zweimal eine Stunde zu neuem Leben erwacht. In Klubatmosphäre Kabarett genießen, das soll dort zur 6. Suhler Lesenacht möglich sein. Vor dem Saal werden dafür auch Getränke angeboten.
Der Eintritt zur Auftaktveranstaltung beträgt fünf Euro, die Nachfolge-Lesungen sind frei. Ermöglicht wird das durch die großzügige Unterstützung der Rhön-Rennsteig-Sparkasse und der Mitarbeiter der beteiligten Einrichtungen sowie das ehrenamtliche Engagement der mitwirkenden Vereine. In der Stadtbücherei wird es einen Buchangebot durch die Buchhandlung am Topfmarkt geben, im Gagarinsaal will André Kudernatsch selbst seine Werke anbieten und steht natürlich – wie die anderen Autoren auch – zum Signieren zur Verfügung.