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Forstliches Versuchswesen feiert 150-jähriges Jubiläum
Das forstliche Versuchswesen in Deutschland wurde 1871 im Königreich Preußen begründet. Früh entstanden Versuchsflächen, auch in Thüringen, die teils bis heute existieren und der Forschung an Waldbäumen wie auch ganzer Waldbestände dienen
Das forstliche Versuchswesen in Deutschland ist 150 Jahre alt. Im Jahre 1871 wurde die „Hauptstation für das forstliche Versuchswesen“ im damaligen Königreich Preußen am Standort Eberswalde gegründet. Damit nahm das forstliche, insbesondere ertragsorientierte, Versuchswesen, neben den universitären Forstwissenschaften, schnell an Fahrt auf. Das Eichsfeld und der Großraum Erfurt, seinerzeit Teil des preußischen Hoheitsgebiets, eignete sich standörtlich sehr gut für das Anlegen forstlicher Versuchsflächen. Schon 1874 wurde in Friedrichsrode (Gemeinde Helbedündorf, heutiges Forstamt Bleicherode-Südharz) die Rotbuchen-Versuchsfläche „Bleicherode 293“ begründet, die allerdings nicht mehr existiert. Die thüringenweit älteste forstliche Versuchsfläche, welche noch in Nutzung ist, ist die „Erfurt 251/2“ im Erfurter Steiger. 1882 angelegt, handelt es sich um einen ca. 0,3 Hektar -etwa ein halbes Fußballfeld- großen Hickory-Bestand, der seit 1914 bis heute durchgehend einer systematischen Vermessung, auch während der Kriegszeiten, unterzogen wurde. Vorrangige Ziele der Versuchsflächenforschung waren: Baumarten mit hoher Volumenleistung finden, den Einfluss von Durchforstungen auf die Ertragskraft heimischer Waldbäume nachzuweisen bzw. die Wuchsleistungen nichtheimischer Baumarten, sog. „Fremdländer“, erstmalig zu erfassen. Auch physikalische und chemische Holzeigenschaften waren im Fokus der Forstleute.
Historische Wurzeln: Forstliche Lehre wie auch das forstliche Versuchswesen
„Auf Thüringer Boden entstanden nicht nur zum Ende des 18. Jhd maßgebliche forstliche Ausbildungsinstitutionen, im heutigen Thüringen wurde auch dem forstlichen Versuchswesen kurz nach dessen Begründung in Deutschland der Weg geebnet“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Aus aktueller Sicht bemerkenswert: Die Anbauversuche der Forstleute erfolgten oft gezielt in Rein- und in Mischbeständen, um vergleichen zu können, welche Vorteile Mischbestände in ertragskundlicher wie auch ökosystemarer Hinsicht haben. Vor der derzeitigen Herausforderung, durch Waldumbau von Reinbeständen hin zu Mischwäldern deren Klimaresilienz zu steigern, waren derartige Untersuchungen der Altvorderen von beachtlicher Tragweite.
Nostalgie ist fehl am Platz
Aktuell finden sich in Thüringen zehn derartiger langfristiger „Eberswalder Versuchsflächen“. Sie werden durch das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK), die Wissenschaftseinrichtung der Landesforstanstalt, betreut. Ihre Existenz ist alles andere als Nostalgie. „Die Datenreihen dieser langfristigen Versuchsflächen geben wichtige Informationen zu aktuellen Fragestellungen, etwa der CO2-Speicherkapazität unserer Wälder im Kontext des Klimawandels“, so Gebhardt abschließend.
Im Zuge der Umsetzung des von der Landesregierung finanzierten Sonderprogramms „Wiederbewaldung und Waldumbau“ wird das aktuelle Versuchsflächenprogramm der Landesforstanstalt in den nächsten Jahren weiter ausgebaut.