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Die Praxis im Blick

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Wissenschaftliche Erkenntnisse helfen bei der Bewältigung der Klimafolgen für den Wald genauso, wie praktische Erfahrung. Das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha der Landesforstanstalt bringt beides in Einklang

Erfurt: Wenn die Natur mit voller Wucht zuschlägt, oder – wie beim Klimawandel- schleichend wirkt, dann ist guter Rat gefragt. Vor allem nach Extremereignissen, etwa nach dem Orkansturm Kyrill oder nach den Dürrejahren 2018-2020, ist das Spezialwissen von Forstwissenschaftlern wichtig. Solche, wie sie am Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) tätig sind. Diese verfügen über unterschiedlichstes Spezialwissen zu vielfältigen forstlichen wie waldökologischen Fragestellungen, oft genug auf der Grundlage internationaler Erfahrungen, und geben dieses an die Forstkollegen, Waldbesitzer, Verwaltungen und Politik weiter. Konkrete Wissens- und damit Entscheidungsgrundlagen für die Praxis schaffen, dafür wurde diese Einrichtung in ihrer ursprünglichen Form schon zur Kaiserzeit gegründet.

Forschung für die Praxis und umgekehrt

„Das FFK leistet wichtige Aufgaben für die Forstpraxis. Egal, ob es die Analyse einer Naturkatastrophe ist oder die Darlegung von Forschungserkenntnissen in Form von Merkblättern, Leitfäden, Berichten oder die Monitoring-Ergebnisse aus landesweiten Messnetzen – für die Forstpraktiker vor Ort sind es wertvolle Arbeitsgrundlagen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Als etwa das Eschentriebsterben vor rund zehn Jahren erstmals in Thüringens Wäldern auftrat, hatten Waldbau- und Forstschutzexperten zügig Ursache und Wirkung des Phänomens geklärt und den Waldbesitzern Handlungsempfehlungen gegeben. Diese haben zumindest zu einer Verlangsamung der Ausbreitung geführt, gleichzeitig Lösungsmöglichkeiten in der genetischen Forschung offenbart. Aber auch die Folgen des Klimawandels für den Wald können durch Erkenntnisse zur Trockenresilienz bestimmter Baumarten und daraus abgeleiteter Anbauempfehlungen gemindert werden. Das Monitoring im Bereich Waldschutz ermöglicht sichere Vorhersagen zu Schädlingsentwicklungen in Thüringen, ebenso wie zur Waldbrandgefahr. Das forstliche Umweltmonitoring erfasst u. a. den Eintrag von Schadstoffen in den Waldboden. Die Forstflächenerfassung über Satelliten ist ebenso Expertenaufgabe wie die Großrauminventuren in den heimischen Wäldern zu Baumgesundheit oder Vorrat und -struktur. Rund 150 Versuchsflächen stehen den Forstwissenschaftlern für diese und weitere Aufgaben zur Verfügung. Hinzu kommen spezielle Saatgutflächen zur Versorgung der betriebseigenen Forstbaumschule.

Anregungen kommen von „unten und oben“

Oft genug führen Anfragen aus der Forstpraxis zu kleineren wie auch größeren Forschungsprojekten. Ebenso führt das FFK Aufgaben aus, für die ein waldgesetzlicher Auftrag besteht. Dazu gehört das Waldbrandmanagement genauso, wie die langfristige Waldbeobachtung (z. B. die Erstellung des jährlichen Waldzustandsberichtes) oder die Erstellung der periodischen Betriebsplanung für die staatlichen und körperschaftlichen, auf Wunsch auch für private Waldbesitzer. Eine Herausforderung bleibt für das FFK die Positionierung im Wissenschaftsbetrieb: Der Publikationsdruck -vorwiegend in englischer Sprache- ist enorm. Wird diesem nicht gefolgt, sinkt die Anerkennung als Wissenschaftseinrichtung und damit auch die Chancen auf Drittmittelforschung.

Text: Horst Sproßmann; Foto: Thüringen Forst

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