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Wenn der Wald zum Retter wird

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Wälder sind in der Lage, die Gefahr von Hochwasserspitzen, Sturzfluten und Erosionen zu verringern. Und dabei können diese Schutzwälder ganz unterschiedliche Lebensräume sein

Erfurt (hs): Die wenige Wochen zurückliegenden, extremen Niederschlagsereignisse im Westen Deutschlands haben zu unendlich großem Leid und katastrophalen Schäden geführt. Für eine künftige Prävention wird auch die Rolle der Wälder und Moore wieder in den Blick geraten. Denn bevor Niederschlagswasser abfließt und ggf. ein Hochwasser entsteht, wird ein Teil der Niederschläge vom Kronendach und im porenreichen, naturnahen Waldboden aufgefangen. Bodenwasser wird durch Wurzelwerk und Unterwuchs gebremst. Zusätzlich leistet Wald Erosionsschutz, da er durch sein intensives Wurzelwerk den Boden gerade im Hanggelände stabilisiert. Damit sind Wälder im Besonderen in der Lage, Hochwasserspitzen, Sturzfluten oder Erosionen zu verringern und wirtschaftliche Nachteile etwa bei Verkehrsinfrastruktur- oder gar Siedlungsnutzung einzuschränken. Aber nicht nur geschlossene Waldgebiete, auch andere waldreiche Lebensräume können Hochwasserschutz sicherstellen: Etwa Moore und Auwälder.

Wald schützt – aber leider nur begrenzt!

„Rund 235.000 Hektar Wald, fast die Hälfte der Waldfläche Thüringens, liegen in Hochwasserentstehungsgebieten“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Die Anforderungen an diese Wälder steigen stetig an, Verkehr und Tourismus, speziell der Sommer- und Wintertourismus im Wald, nimmt Jahr für Jahr zu. Gleichzeitig erhöht die globale Klimaerwärmung die Wahrscheinlichkeit von Witterungsextremen und Unwettern und damit das Gefährdungspotenzial für den Wald und Hochwässer gleichermaßen. Gerade Wälder in Hochwasserentstehungsgebieten benötigen zur Sicherung ihrer besonderen Schutzfunktion neben Waldpflege, Durchforstung und der rechtzeitigen Einleitung der Verjüngung auch wildbiologisch angepasste Rahmenbedingungen bei der Jagd.

Moore sind nicht nur Lebensraum seltener Arten und herausragende CO2-Senken, sondern auch Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen.

ThüringenForst-Renaturierungsprogramm macht Moore zu „Schwämmen“

Seit fast 30 Jahren widmet sich ThüringenForst der Renaturierung großer wie kleiner Moore im Thüringer Wald. Moore sind nicht nur Lebensraum seltener Arten und herausragende CO2-Senken, sondern auch Rückhalteflächen bei Hochwasserereignissen. Bei Starkregen können sich die mächtigen Torflagen vieler der rund 360 Thüringer Moore mit einer Gesamtfläche von rund 2.000 Hektar vollsaugen wie ein Schwamm und so die Abflussmenge und -geschwindigkeit des Regenwassers regulieren. Durch Moor-Renaturierungsmaßnahmen hat ThüringenForst in den vergangenen Jahrzehnten funktionierende Hochwasserspeicher wiederhergestellt, die wieder dem Hochwasserschutz dienen können. Und dies in Thüringen vor allem in den Hoch- und Kammlagen der Mittelgebirge, wo Niederschlag üblicherweise besonders reichlich abregnet.

Bruch- und Auwälder sind wichtige Überschwemmungsgebiete

Auf häufig überfluteten Standorten breiter Flussniederungen bilden sich Weichholzauwälder mit Weiden- und Pappelarten aus. Ergänzt werden diese wasserbeeinflussten Wälder auf höher gelegenen Flussbereichen von Hartholzauwäldern mit Stieleiche und Edellaubbaumarten. Gebhardt plädiert dafür, diese auch im Freistaat selten gewordenen Wälder mit ihren vielfältigen gewässer- und autypischen Arten und Lebensräumen zu erhalten bzw. wiederherzustellen. Auch hier können Wälder in Auflächen und Poldern einen entscheidenden Beitrag zur Hochwasservorsorge im Freistaat leisten. Waldmehrung, die zusätzlich dem Klimaschutz dienen würde, bieten sich auf solchen Flächen verstärkt an.

Text: Dr. Horst Sproßmann; Foto: Thüringen Forst

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