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Analyse der Hochwasser-Katastrophe – Wetter oder Klimawandel

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Eine extreme Wetterlage ist die Ursache für das extreme Hochwasser Mitte Juli 2021 gewesen. Solche Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben. Die Expertinnen und Experten von WetterOnline analysieren, wie es zu diesem Extremereignis kam, bei dem auch der Klimawandel eine Rolle spielt.

Warmfeuchte Luft und blockierende Wetterlage

Die Berechnungen der massiven Niederschläge haben die Meteorologen bereits im Vorfeld zu Warnungen alarmiert. Einer genauen Vorhersage des tatsächlichen Ausmaßes der dann folgenden katastrophalen Überflutungen sind jedoch auch meteorologischen Berechnungen Grenzen gesetzt.

Wie es zu der extremen Wetterlage kam, erklärt Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline: „Der Auslöser war Tief BERND, das sich ab dem 13. Juli vom Golf vom Genua nach Mitteleuropa schob. Das Tief führte warme und feuchte Luft vom Mittelmeer über den Balkan nordwärts. Auf dem Balkan wurden zeitgleich hohe Temperaturen nahe 40 Grad gemessen. BERND lenkte anschließend die Luft weiter über Polen, Ostdeutschland und über die südliche Ostsee in den Westen Deutschlands. Dort traf nun die energiegeladene Luft auf kühlere und damit schwerere Luft. ‚Zutat‘ Nummer 1 für die Unwetterlage war also die warmfeuchte Luft.“

Zu dieser Zutat kam noch eine weitere entscheidende hinzu. Goldhausen: „Das zweite Element ist eine sogenannte blockierende Wetterlage. Tief Bernd war umzingelt von zwei Hochdruckgebieten und kam kaum von der Stelle. Von Dienstag bis zum Wochenende kreiste es mehr oder weniger über dem gleichen Längengrad. Somit brachte es zunächst dem Westen und am Wochenende auch in Sachsen sowie in den Alpen kräftige Niederschläge. Diese Blockadewetterlage entsteht dann, wenn der Jetstream stark mäandriert.“

Ergebnis: Extreme Regenfälle

„Wir Meteorologen waren nicht überrascht, dass es viel regnet. Die Niederschlagsmengen und das Gebiet waren Tage vorher perfekt vorhergesagt, aber dass die Ausmaße so folgenreich waren, hätte niemand erwartet. Wir haben es mit einem Jahrtausendereignis zu tun“, sagt Goldhausen und fährt fort: „Im Westen kamen von Mittwoch, den 14. Juli, bis Donnerstag flächig von der Eifel über die Kölner Bucht bis ins Sauerland mehr als 100 Liter Regen pro Quadratmeter in nur 24 Stunden zusammen, örtlich sogar noch mehr. An der Wetterstation Köln-Stammheim wurden bis Donnerstagmorgen um 8 Uhr 153,5 Liter innerhalb eines Tages registriert, davon allein 83 Liter am Mittwoch zwischen 14 und 20 Uhr.

Ebenfalls über 100 Liter pro Quadratmeter zeigt die Regenradar-Analyse von Samstag, den 17. Juli, auf Sonntag im Berchtesgadener Land. In allen genannten Regionen hatte es in den Tagen zuvor schon geregnet, sodass die Böden nahezu gesättigt waren.“

Klimamodelle deuten auf Niederschlagsextreme hin.

Das hat der Klimawandel damit zu tun

Solche Naturkatastrophen hat es schon immer gegeben und wird es auch weiterhin geben. „Was hat nun der Klimawandel damit zu tun? Das Ereignis ist zunächst einmal Wetter, in diesem Fall eine Naturkatastrophe. Laut einer Rekonstruktion von historischen Hochwassern an der Ahr könnte es zum Beispiel im Jahre 1910 oder 1804 vergleichbare Hochwasser gegeben haben. Genau lässt sich das im Nachhinein aber nicht mehr vergleichen“, so Goldhausen.

Letztlich ist es schwierig zuzuordnen, welchen Anteil das Wetter und welchen der Klimawandel hat. Stand der Wissenschaft ist jedoch, dass mit der Erderwärmung Niederschlagsextreme wahrscheinlicher werden. Dies entspricht auch dem physikalischen Grundverständnis, dass warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen kann.

Klimamodelle deuten auf Niederschlagsextreme hin

Auch die aktuellen regionalen Klimamodelle zeigen laut nationalem Klimareport 2020 eine Tendenz zur weiteren Zunahme von Niederschlagsextremen und auch die Analysen der seit 20 Jahren flächendeckend vorliegenden Radardaten in Deutschland deuten darauf hin. Die Datenreihe ist aber noch zu kurz und damit nicht statistisch aussagekräftig.

Problematik: Begradigte Flüsse und Versiegelung

Neben dem Wetter und dem Klimawandel spielten für das extreme Hochwasser laut Experten auch andere Faktoren eine Rolle. Goldhausen erklärt: „In begradigten und kanalisierten Bächen und Flüssen fließt das Wasser viel schneller ab und stromabwärts steigt die Überschwemmungsgefahr. Zudem werden immer mehr Flächen versiegelt. Wasser, das nicht im Boden versickern oder sich über Auenflächen ausbreiten kann, schwillt zu einer oberirdischen Flut an, die sich dann durch asphaltierte Straßen ihren Weg bricht.“

Text, Fotos: WetterOnline

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