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Arbeitsministerin Werner: „Fachkräftesicherung in Thüringen auf gutem Weg“

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Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung – Start ins zweite Jahr und erste Zwischenbilanz

Erfurt (lr). Nach intensiven Abstimmungsprozessen ist es vor etwas mehr als einem Jahr gelungen, eine von allen relevanten Arbeitsmarktakteuren getragene Vereinbarung für eine neue Thüringer Allianz für Berufsbildung und Fachkräfteentwicklung zu erreichen. Die Allianz hat sechs Teilziele, die durch konkrete Maßnahmen seitens der Ministerien, der Wirtschaft, der Bundesagentur für Arbeit, der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege und der Gewerkschaften umgesetzt werden.

„Die Fachkräftesicherung ist die Kernfrage für die weitere positive Entwicklung unserer Wirtschaft und des Arbeitsmarktes hier in Thüringen. Die schwierige demografische Entwicklung erfordert ein gemeinsames Handeln aller Beteiligten, um hier die Aus- und Weiterbildung weiter zu verbessern, aber auch, um externe Potenziale zur Fachkräftegewinnung besser zu nutzten. Ich freue mich, dass die Allianz mittlerweile durch zahlreiche Maßnahmen und Projekte mit Leben erfüllt wird und möchte dies zum Anlass nehmen, gemeinsam eine erste Zwischenbilanz zu ziehen“, so Arbeits- und Sozialministerin Heike Werner.

Entsprechend der vereinbarten Allianz-Ziele wurden konkrete Maßnahmen von den Partnern bereits umgesetzt und zahlreiche Projekte begonnen:
Das Thüringer Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit Frauen und Familie unterstützt mit dem aus Landesmitteln finanzierten „Landesprogramm Arbeit für Thüringen“ (LAT) mit einem Gesamtvolumen von 8,8 Millionen Euro thüringenweit aktuell 39 Projekte zur Integration von am Arbeitsmarkt benachteiligten Gruppen und insbesondere von Asylbewerbern und Migrantinnen und Migranten. Rund 2.000 überwiegend junge Menschen werden derzeit in diesen Projekten unterstützt.

Zugleich geht das Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit Frauen und Familie auch die Herausforderungen einer zunehmend digitalisierten Arbeitswelt an, die insbesondere zu Veränderungen in den Berufsprofilen und den beruflichen Anforderungsniveaus führen wird. „Weiterbildung wird – neben der Erstausbildung – ein entscheidendes Instrument werden, um Kompetenzen laufend weiterzuentwickeln. Wir werden diesen Schwerpunkt deshalb auch in die Förderung der Aus- und Weiterbildung explizit aufnehmen und unsere Förderrichtlinien entsprechend anpassen“, so Ministerin Werner.

Bereits jetzt können Maßnahmen wie das Projekt ‚Digitales Lernen für mehr Weiterbildung in der Sozialwirtschaft‘ des Paritätischen, das mit ca. 128.000 Euro gefördert wird, unterstützt werden. Für die Förderung der Aus- und Weiterbildung stehen insgesamt rund 132 Mio. Euro aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF) und des Landes für den Bewilligungszeitraum 2014 bis 2020 zur Verfügung. Seit Beginn der aktuellen Förderperiode des ESF haben in Thüringen 5.995 Personen von den Maßnahmen der Weiterbildungsrichtlinie profitiert.

Mit dem Inkrafttreten des neuen Thüringer Hochschulgesetzes zum 1. September 2016 wurde mit der Etablierung der neuen Dualen Hochschule Gera–Eisenach die Grundlage für ein berufsorientiertes Hochschulstudium geschaffen. „Mit der Umwandlung der Staatlichen Studienakademie Thüringen in die Duale Hochschule Gera–Eisenach im Sommer 2016 hat sich die Attraktivität des wirtschaftsnahen Studienmodells deutlich erhöht“, sagte der Thüringer Minister für Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft, Wolfgang Tiefensee. Als reguläre staatliche Hochschule könne sie ihre Bachelorabschlüsse künftig selbst vergeben. „Das Studium an der Dualen Hochschule verknüpft die praxisnahe Ausbildung im Unternehmen mit einer akademischen Ausbildung. Angesichts der hohen Verbleibquote der Absolventen in der Region – 90 Prozent bleiben nach ihrem Abschluss in Mitteldeutschland – hat dieser Bildungsweg eine große Bedeutung für die regionale Fachkräftesicherung.“

Mit Blick auf den Übergang von der Schule in den Beruf ist die Berufsorientierung ein wichtiger Bestandteil des Bildungsauftrags der Thüringer Schulen. Damit alle Schülerinnen und Schüler praxisnahe Berufsorientierungsmaßnahmen erhalten, engagiert sich das Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport u. a. durch die Förderung der Berufsfelderkundung und Berufsfelderprobung. Dafür stehen pro Schuljahr ca. 7,5 Millionen Euro Fördermittel aus dem Europäischen Sozialfonds (ESF), aus Bundes- und Landesmitteln zur Verfügung. „Gute Berufsorientierung geht jedoch nicht ohne Partner. Ich danke allen Partnern aus der Wirtschaft, den Kammern, den Verbänden und vor allem der Bundesagentur für Arbeit für die hervorragende und konstruktive Zusammenarbeit“, sagte Gabi Ohler, Staatssekretärin im Thüringer Ministerium für Bildung, Jugend und Sport.

Der PARITÄT als einem der in der LIGA der Freien Wohlfahrtspflege zusammengeschlossenen sechs Spitzenverbände geht es darum, junge Menschen für soziale Berufe zu begeistern. „Das gelingt nicht mit trockenen Vorträgen und Broschüren. Es braucht den Kontakt mit Fachkräften, es braucht die Begegnung. Geschichten aus dem Arbeitsalltag und eigene Erfahrungen sind die beste Werbung für soziale Berufe“, sagte Stefan Werner, Landesgeschäftsführer des Paritätischen Thüringen. Deshalb kommt der praxisnahen Berufsorientierung für die Sozial- und Gesundheitsberufe eine entscheidende Bedeutung zu. Die Branche steht nicht nur im Wettbewerb mit gewerblichen und handwerklichen Berufen, sondern weist auch einen enormen Fachkräftebedarf auf, der bereits jetzt nicht ausreichend gedeckt werden kann. „Die Sozialwirtschaft braucht deshalb spezifische methodische Ansätze, um der beruflichen Orientierung junger Menschen gerecht zu werden und damit einen Beitrag zur Fachkräftegewinnung zu leisten“, so Stefan Werner.

Den Grundstein für einen gelungenen Start in das Berufsleben legt neben einer guten Berufsorientierung eine fundierte und schülernahe Berufsberatung. Dazu Kay Senius, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringer der Bundesagentur für Arbeit: „Unsere Berufsberater der Agenturen für Arbeit sehen sich hier gemeinsam mit den anderen Akteuren, insbesondere mit den Schulen, in der Verantwortung. Wir werden die Chancen nutzen, die sich aus dem gemeinsamen Handeln aller Partner innerhalb der Thüringer Allianz für die Jugendlichen ergeben.“ Ein wesentlicher Baustein ist, dass die Berufsberater die Jugendlichen nicht nur in den Räumen der Agentur für Arbeit, sondern direkt in den Schulen beraten. „Gemeinsam mit den Thüringer Allianzpartnern sind wir dabei, die Voraussetzungen hierfür zu schaffen.“, so Senius.

Bereits seit dem Jahr 2012 wird mit dem Bundesanerkennungsgesetz die Anerkennung von Berufsabschlüssen von EU-Migrantinnen und -Migranten, Zuwanderern aus Drittstaaten und von Flüchtlingen und Asylbewerbern aus dem Heimatland begleitet. Die Landeskoordination des Netzwerkes „Integration durch Qualifizierung“ (IQ) wird durch das VWT-Bildungswerk der Thüringer Wirtschaft e. V. in Zusammenarbeit mit weiteren neun Partnern sichergestellt. Das gesamte Netzwerk wird bisher durch das Bundesarbeitsministerium sowie durch Bundes-ESF-Mittel gefördert und in Kooperation mit dem Bundesbildungsministerium und der Bundesagentur für Arbeit in Thüringen umgesetzt. „Trotz der Flüchtlingsströme im Jahr 2015 und 2016 benötigt Thüringen einen geregelten Zuzug sowohl innerhalb der Freizügigkeit der EU als auch aus Drittstaaten, da wir unseren Fachkräftebedarf in der Perspektive nicht ausschließlich durch die Potenziale derer decken können, die schon im Land sind“, so VWT-Präsident Hartmut Koch.

Die beiden nachstehenden Projekte unterstützen Flüchtlinge und/oder Menschen mit Migrationshintergrund individuell bei der raschen Integration in Arbeit und Ausbildung.

Dazu Dr. Peter Traut, Präsident der IHK Südthüringen: „Flüchtlinge stellen eine wichtige Ressource für den Thüringer Arbeitsmarkt dar. Die Thüringer Industrie- und Handelskammern haben daher gemeinsam mit den Handwerkskammern das Projekt FIF – ‚Förderung der beruflichen Integration von Flüchtlingen‘ ins Leben gerufen.“ Seit 2016 wurden mehr als 500 geflüchtete Menschen beraten und begleitet. Bisher konnten über das aus dem LAT mit 790.000 EUR geförderte Projekt 34 Flüchtlinge in Arbeit vermittelt werden, 27 erhielten einen Ausbildungsplatz und 61 Flüchtlinge absolvierten Praktika. „Nach dem Spracherwerb bleibt die Integration in Arbeit und Ausbildung eine große Herausforderung. Thüringer Unternehmen sind aber zunehmend bereit, geflüchtete Menschen zu integrieren, insbesondere Ausbildungsverträge werden ab diesem Jahr häufiger mit jungen Flüchtlingen abgeschlossen, weil sie jetzt die Ausbildungsvoraussetzungen erfüllen“, so Traut.

Auch die Handwerkskammern unterstützen die Handwerksunternehmen in den drei Kammerbezirken Erfurt, Ostthüringen und Südthüringen mit verschiedenen Angeboten und Projekten der Beratung und Berufsorientierung bei der Integration von Flüchtlingen in Ausbildung und Arbeit. So engagiert sich die Handwerkskammer Südthüringen u.a. gemeinsam mit weiteren Partnern im Projekt ‚ASü – Ausbildung und Arbeit für Asylbewerber in Südthüringen‘. Hier erfolgen berufsbezogene Clearings zu Interessen, zur Klärung vorhandener (Sprach-)Kenntnisse und Fertigkeiten im gewerblich-technischen Bereich sowie praktische Berufsorientierungs- und Berufsvorbereitungsmaßnahmen in Werkstätten bzw. Berufsausbildungs- und Technologiezentren. Das Ziel ist der perspektivische Übergang in Arbeit, duale Berufsausbildung, Nachqualifizierung/Weiterbildung oder Einstiegsqualifizierung und damit die Hebung von Fachkräftepotentialen für die Unternehmen. Das Projekt wird in Höhe von 860.000 EUR aus dem LAT gefördert.

Zur Qualität und Attraktivität der dualen Berufsausbildung sagte Sandro Witt, Vizevorsitzender des DGB Hessen – Thüringen: „Fachkräftesicherung findet vor allem über eigenständige Berufsausbildung statt. Gerade in Branchen, in denen händeringend Auszubildende und damit auch spätere Fachkräfte gesucht werden, stimmt es häufig nicht mit der Qualität der Berufsausbildung. Oft sind es fehlende betriebliche Mitbestimmungsstrukturen, prekäre Ausbildungsentgelte und häufig auszuführende ausbildungsfremde Tätigkeiten, die ein großes Hemmnis für gute Ausbildung darstellen. Deshalb legen wir innerhalb der Allianz mit unserem DGB Ausbildungsreport den Fokus auf die Qualitätsentwicklung in der dualen Berufsausbildung. Wer die Fachkräfte von morgen sichern und auch halten will, muss Strukturen guter Ausbildung und später auch guter Arbeit schaffen.“

Laut Ministerin Werner bestimmt aber auch die Digitalisierung immer stärker die Arbeitswelt, das Berufsleben und den Arbeitsalltag der Beschäftigten. „Zwar wird es absehbar nicht zu massenhafter Substitution von Arbeitsplätzen kommen. Jedoch ist vor allem mit Veränderungen im Charakter der Berufe und der Tätigkeiten sowie in den beruflichen Anforderungsniveaus bezüglich der Aus- und Weiterbildung zu rechnen. Dies stellt den gesamten Arbeitsmarkt vor Herausforderungen“, so die Ministerin.

Die Partner sind sich daher einig, dass es wichtig sein wird, die Allianz entsprechend weiterzuentwickeln und auf die neuen Aufgabenstellungen auszurichten, insbesondere da sich durch Digitalisierung und Vernetzung von Arbeitsprozessen auch in der Aus- und Weiterbildung neue Fragen stellen. Die Allianzpartner wollen den Wandel der Arbeitswelt aktiv mitgestalten und werden im Sinne einer Qualifizierung 4.0 Ziele definieren und Maßnahmen entwickeln, um Thüringer Auszubildende und Beschäftigte fit für die Zukunft zu machen.

Hintergrund:

Unter Federführung des TMASGFF und unter Beteiligung der zuständigen Ministerien für Bildung, Jugend und Sport sowie Wirtschaft, Wissenschaft und Digitale Gesellschaft wurde am 22.03.2016 eine gemeinsam mit den Wirtschafts- und Sozialpartnern (DGB und VWT), den Industrie und Handels- sowie den Handwerkskammern, der Regionaldirektion Sachsen-Anhalt-Thüringen der Bundesagentur für Arbeit und der LIGA der freien Wohlfahrtspflege e.V. erarbeitete Allianz-Vereinbarung mit konkreten Zielstellungen und entsprechenden Maßnahmen unterzeichnet, um dem wachsenden Fachkräftebedarf in Thüringen zu begegnen.

Die Allianz verfolgt dabei sechs Teilziele:

  • Berufsorientierung und –beratung, Berufsvorbereitung und Einstiegsbegleitung in Ausbildung, Studium und Beruf – Es entsteht eine Bildungskette bis zum Ausbildungsabschluss.
  • Beste Chancen für Jugendliche im Bereich der dualen Ausbildung und in der fachschulischen Ausbildung des Gesundheits- und Sozialwesens – Ausbildungsangebote in Thüringen für alle Interessenten.
  • Weiterbildung und Qualifizierung von Beschäftigten und Arbeitslosen weiter ausbauen.
  • Fachkräftegewinnung und -entwicklung – umfassende Erschließung vorhandener Potenziale.
  • Zuwanderung und Migration als Beitrag zur Fachkräftesicherung.
  • Studienstandort Thüringen – Attraktive Rahmenbedingungen für die Ausbildung von Fachkräften im akademischen System erhalten und weiterentwickeln.

Das letzte gemeinsame „Aktionsprogramm Fachkräftesicherung und Qualifizierung“ aus dem Jahr 2010 wurde der deutlich veränderten Arbeitsmarktlage – seit 2009 deutlicher Rückgang der Arbeitslosigkeit bei hoher Beschäftigungs- und Erwerbsquote, stetig steigende Nachfrage nach Arbeitskräften – nicht mehr gerecht.

Quelle: Thüringer Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie, Corinna Herrmann

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