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So extrem ist das Extremwetter
Eine Einordnung
Schneemassen, Eisregen und bittere Kälte. Wie extrem war und ist das Wetter wirklich? Während die einen betonen, dass ein Winter halt so ist, sehen andere dramatische Abweichungen von der Norm. Björn Goldhausen von WetterOnline ordnet die Wetterlage ein.
Ist die Wetterlage extrem?
Seit dem letzten Wochenende ist der Winter mit meterhohen Schneeverwehungen, Eisglätte und klirrender Kälte über große Teile des Landes hereingebrochen. Nach vielen überdurchschnittlich milden Wintern lässt das niemanden unbeeindruckt. Und das Bedürfnis nach einer Einordnung in extremes, „unnormales“ oder ganz „normales“ Wetter entsteht unweigerlich.
Björn Goldhausen, Pressesprecher und Meteorologe von WetterOnline: „Um zu bewerten, ob die Wetterlage ‚unnormal‘ oder extrem ist, muss zunächst geklärt werden, was das ist. ‚Normal‘ ist nur ein statistischer Mittelwert, an den sich das Wetter in den seltensten Fällen hält. Meist sind die Abweichungen nach oben oder nach unten groß und manchmal eben, so wie derzeit, sehr groß – also extrem. Damit das aktuelle Wettergeschehen eingeordnet werden kann, bieten sich drei Parameter an: Schneehöhe, Eisregen und Temperatur.“
Schneehöhe von 0 bis 200 Zentimeter
Vom Münsterland bis nach Sachsen liegen jetzt verbreitet 20 bis 50 Zentimeter Schnee. Goldhausen: „Für diese Regionen ist das an vielen Orten extrem. Viele Stationen melden hier neue Allzeit- oder zumindest Monatsrekorde. Seit dem Januar 1947 wurden in Bramsche bei Osnabrück in Niedersachsen die aktuell gemessenen 54 Zentimeter Schneehöhe nicht erreicht. Ähnlich sieht es in Gröningen in Sachsen-Anhalt aus. Dort werden 43 Zentimeter gemessen, was der höchste Wert seit Januar 1969 ist. Fazit: Die Schneemengen sind für diese Regionen extrem und an vielen Orten sind es die höchsten seit Messbeginn.“
Schneehöhenangaben wenig aussagekräftig
„Die Schneehöhenmeldungen stammen jedoch von Automaten und diese sind nicht wirklich belastbar. Sie messen in einem eng begrenzten Radius. Fällt nun viel Schnee in Verbindung mit ordentlich Wind, dann entstehen große Verwehungen. Während es mancherorts dann quasi schneefrei ist, türmt sich die weiße Pracht wenige Meter weiter zwei Meter hoch auf. Entsprechend wenig repräsentativ sind diese automatischen Messungen derzeit. Große Abweichungen, sowohl nach unten als auch nach oben, sind die Regel“, merkt der Meteorologe kritisch an.
Eisregen hat beinahe zu großem Stromausfall geführt
In einem Streifen von Nordrhein-Westfalen über das nördliche Rheinland-Pfalz bis nach Hessen kam es am Wochenende zu extremem Eisregen. Dort ist alles teils Zentimeter dick in Eis eingepackt. In den Wäldern stürzten viele Bäume um und es besteht noch immer Lebensgefahr. Auswertungen ergaben Eisansätze an Gegenständen von 6 bis 20 Millimetern. „Um solch eine Eisregenlage zu finden, muss man schon weit in den Wettergeschichtsbüchern zurückblättern. Eine ähnlich heftige Lage in der Region gab es zuletzt am 2. März 1987. Entsprechend ist auch dieses Ereignis als extrem einzustufen. In einigen Regionen ist man nur knapp an großflächigen Stromausfällen vorbeigeschrammt“, so Goldhausen.
Temperaturen unter minus 25 Grad
Der Parameter Temperatur ist noch nicht final auszuwerten, da das Ereignis noch andauert. Björn Goldhausen: „So viele Nächte am Stück mit Tiefstwerten unter minus 15 Grad im Flachland gab es schon lange nicht mehr. Auch muss man weit zurückblicken, um tagsüber im Flachland Spitzenwerte von an die minus 10 Grad zu finden. Da auch die kommenden Nächte besonders über Schnee eisig werden, ist davon auszugehen, dass es mancherorts zumindest neue Monatsrekorde in Sachen Tiefsttemperatur geben wird. Die Allzeitrekorde werden aber wohl meist nur knapp verfehlt. Allein diese Feststellung macht die aktuellen Temperaturen ebenfalls zum Extremereignis.“
Fazit: Die Neuschneemengen, der Eisregen und auch die Temperaturen waren mancherorts extrem! „Unnormal“ aber waren sie nicht, denn Extreme gehören zum Wetter einfach dazu. Dennoch geht das Wetterereignis in den jeweiligen Regionen als Extremwetter in die Geschichtsbücher ein, weil es so nur alle 20 bis 50 Jahre, oder noch seltener zu beobachten ist.