CONTENT-SINGLE!!!
Sonderausstellung „Wessen Land, dessen Religion – Glaube und Aberglaube im Henneberger Land“ im Naturhistorischen Museum Schleusingen
Schleusingen: Ein gestikulierender Schulmeister in blauer Robe und mit Radkragen liest aus der Kirchenordnung des Grafen Georg Ernst von Henneberg vor. Um ihn herum drei Jungen unterschiedlichen Alters und unterschiedlicher sozialer Herkunft, die ihrem Lehrer mal mehr mal weniger aufmerksam lauschen. Dort auf einer Bank sitzt Theodor: Sein rotes, mit Nesteln behangenes Wams verrät, dass er der Sohn eines Adligen ist. Er versucht, auf einer Schiefertafel eifrig das mitzuschreiben, was ihm vom Schulmeister vorgetragen wird. Zu seiner Linken fläzt Ferdinand. Der Bürgersohn zeigt nur geringes Interesse an der Schule. Zwar soll er Lesen, Schreiben und Rechnen lernen, um einst seinem Vater in den Stadtrat zu folgen, doch Ferdinand träumt viel lieber davon, sich als Soldat im Heer des Kaisers Ruhm und Reichtum zu erwerben. Zu guter Letzt ist da Leopold, auf dem Boden sitzend, hört er den Worten des Schulmeisters konzentriert zu. Sein naturfarbenes Leinenhemd verrät: Er ist das Kind zweier freier Bauern, die zu bescheidenem Wohlstand gekommen sind und ihrem Sprössling durch eine adäquate Schulbildung eine Karriere in fürstlichen oder städtischen Diensten ermöglichen wollen.
Diese fiktive, aber auf historischen Quellen des 15. und 16. Jahrhunderts beruhende Schulszene aus dem alten Gymnasium in Schleusingen steht im Zentrum der neuen Sonderausstellung im Schleusinger Museum, in der es um Religion, um Glauben und Aberglauben im Henneberger Land gehen wird. Anders als heute wurde damals vor allem an religiösen Stoffen gelehrt und gelernt. Schulbildung diente nicht nur dem Erwerb von Rechen- und Schreibkenntnissen, sie sollte auch zu einem besseren Verständnis von Gottes Gesetzen führen, nach denen die Natur aber auch die menschliche Gesellschaft organisiert war. Religion und Schule waren lange Zeit untrennbar miteinander verknüpft.
Selbstverständlich erschöpft sich die neue Sonderschau nicht in der Schleusinger Schulgeschichte.
In fünf Themenbereichen können die Besucher Interessantes, Spannendes und Kurioses entdecken: Glaube und Tod, Glaube und Frömmigkeit, Glaube und Krieg, Glaube und Alltag, Heiligenverehrung gestern und heute. Die Ausstellungsstücke, darunter die Leiche einer mittelalterlichen Frau vom ehemaligen Schleusinger Friedhof sowie ein selbstgefertigtes Schachspiel, bei dem aus Reichswehrsoldaten Ritter des Deutschen Ordens gemacht worden, stammen alle samt aus der Regionalgeschichtlichen Sammlung des Museums. Die Darstellung der Exponate wird abgerundet durch stimmungsvolle und detailgenaue Installationen: Ein christlicher Altar ist ebenso zu finden wie ein heidnischer Opferplatz und die klischeehafte Werkstatt einer Hexe. Freuen Sie sich außerdem auf seltene Reliquien wie die Nägel vom Kreuz Christi und die Muttermilch der Heiligen Maria.
Sobald Corona die Öffnung der Museumspforten gestattet, wird die Sonderausstellung bis Anfang Juli 2021 zu sehen sein. Wer solange nicht warten möchte, der kann sich per Video einen ersten Eindruck verschaffen. Der fünfminütige Film ist über die Homepage (www.museum-schleusingen.de) und den Youtube-Kanal (www.youtube.com/embed/RVzmvo1GSUU) des Museums abzurufen.