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Eine Läufer-Legende wird 70: Doppel-Olympiasieger Waldemar Cierpinski
Leipzig. Rund 250.000 Kilometer hat Waldemar Cierpinski bisher zu Fuß zurückgelegt – mit 84,39 lief sich der Hallenser Doppel-Olympiasieger in die Geschichtsbücher. Nach ihm gelang das keinem Marathonläufer mehr. Der Film „Legenden: Waldemar Cierpinski“ beleuchtet am 2. August um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen das Phänomen, den Sportler und die Zeit, in der Cierpinski seine großen Erfolge feierte.
Alles begann im sachsen-anhaltischen Jesar an der Saale. Auf dem einzigen Fernseher in seinem Heimatort sah der knapp 10-jährige Waldemar den Olympia-Triumph des Äthiopiers Abebe Bikila. Cierpinski war elektrisiert. Das wollte er auch werden: Olympiasieger!
Über Fußball, Boxen und Hindernislauf gelangte der Bauernsohn schlussendlich zum Marathon. Den Anstoß für den entscheidenden Wechsel gab Ehefrau Maritta, selbst einst erfolgreiche 800-Meter-Läuferin und Olympiateilnehmerin, nachdem ihr Mann die Olympia-Norm im Hindernislauf verpasst hatte.
„Nie wieder Marathon!“, prustete Cierpinski erschöpft im Ziel, als er im Frühjahr 1976 in Karl-Marx-Stadt die erste Olympia-Norm erfüllt hatte. Kurze Zeit später waren Blutblasen und Schmerzen vergessen und er erfüllte die Norm in Wittenberg zum zweiten Mal. Als Nobody lief er am 31. Juli 1976 bei den Olympischen Spielen in Montreal allen davon, sogar dem haushohen Favoriten Frank Shorter aus den USA. Realisieren konnte er seinen Triumph allerdings erst am Folgetag: „Mit einem Schlag kam die Erkenntnis: Du hast gewonnen! Das habe ich erst dadurch gemerkt, dass ich keine Kraft mehr hatte. Mit einem Schlag bin ich ins Gras gesunken und da kam der Moment, wo ich vor Freude geweint habe.“
„Legenden: Waldemar Cierpinski“ lässt am 2. August um 20.15 Uhr im MDR-Fernsehen die Zeit zwischen 1976 und 1980 noch einmal Revue passieren. „Waldi“, wie Cierpinski von allen liebevoll genannt wird, trifft einen Tag vor seinem 70. Geburtstag alte Weggefährten – unter ihnen Geher Peter Frenkel. Der war nach seiner Bronzemedaille in Montreal zum Streckendienst für den Marathon eingeteilt. Die wichtigste Flasche konnte er allerdings nicht mehr reichen. Die kleine Sektflasche, die „Waldi“ zum Ankurbeln des Kreislaufes vor dem Rennen trinken wollte, hatten die Geher nach ihren Erfolgen heimlich geköpft.
Vier Jahre später ließ der Hallenser selbst die Korken knallen. In Moskau holte er das zweite Mal Gold – untermalt von Heinz-Florian Oertels legendären Worten: „Liebe Zuschauer zu Hause, das ist ein einmaliger Triumph! Liebe junge Väter vielleicht, oder angehende, haben Sie Mut! Nennen Sie ihre Neuankömmlinge des heutigen Tages ruhig Waldemar!“ Eine Legende war geboren.
Wie Oertel auf diese Idee kam, hat er später Waldemar Cierpinski gestanden: Der Moderator hatte seine Stimme zuvor mit Zarah Leanders Schlager „Er heißt Waldemar“ erwärmt. Seine Gedanken waren wohl auf Abwege geraten. Lange Zeit haderte Cierpinski mit Oertels geflügelten Worten, ehe er die Strahlkraft dieser Sätze erkannte.
Neben Familienangehörigen kommen auch Sportfreunde wie Hans-Jürgen „Dixie“ Dörner von Dynamo Dresden, Hürden-Olympia-Sieger Volker Beck, Hochspringer Gerd Wessig, der unmittelbar vor „Waldi“ Olympiasieger wurde, zu Wort. Sie alle lassen die emotionalen Momente jener Zeit aufleben und zeigen einen ungewöhnlichen Blick auf den Sportler und Privatmann Waldemar Cierpinski.