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Robinie ist „Baum des Jahres“ 2020
Bisher in Thüringens Wäldern kaum vertreten, kann die Robinie als klimarobuste Baumart künftig eine womöglich größere Rolle im Freistaat einnehmen
Erfurt (hs). Die Robinie (Robinia pseudoacacia) wurde vor wenigen Tagen in Berlin von der Dr. Silvius Wodarz Stiftung zum „Baum des Jahres“ 2020 ausgerufen. Sie löst damit die 2019 gewählte Flatter-Ulme ab. Wie schon die Flatter-Ulme ist die Robinie ein in Thüringen wie in Deutschland eher selten vorkommender Wald-, Park und Straßenbaum. Sie stammt ursprünglich aus den östlichen USA und wurde vor rund 300 Jahren nach Europa eingeführt. Der bis zu 25 Meter hoch wachsende und über 100 Jahre alt werdende Baum hat im Freistaat eine sehr geringes Vorkommen von unter 0,1 %. In Summe kommt die Robinie auf eine Fläche von etwas mehr als 500 ha, verteilt in rund 1.200 Waldbeständen Thüringens. Der Verbreitungsschwerpunkt liegt dabei in den ost- und mittelthüringischen Forstämtern Weida, Stadtroda und Bad Berka. Obwohl ihr Holz dauerhafter als das der Eiche ist, konnte sich die Robinie im Freistaat nicht gegen die heimischen Baumarten durchsetzen. Die Toleranz gegenüber Trockenheit macht die Robinie jetzt aber als Zukunftsbaum beim Klimawandel interessant.
Robinienholz ist extrem dauerhaft, die Rinde allerdings giftig
„Die besondere Fähigkeit der Robinie, auf Brach- und Schuttflächen zu gedeihen, hat ihre Verbreitung nach dem Zweiten Weltkrieg insbesondere in den bombenzerstörten Städten bis heute gefördert“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Insofern wird der Thüringer Naturfreund die Robinie eher inmitten Erfurts, Geras oder Eisenachs antreffen und weniger in den ausgedehnten Wäldern des Freistaats. Gleichwohl gilt die Robinie aufgrund ihres hohes Reproduktionsvermögens und ihrer nur schwer zu kontrollierenden Ausbreitung nicht nur unter Naturschützern als invasive, und daher nur mit Bedacht zu verwendende Baumart. Ihre Samen sind relativ schwer und werden kaum über weitere Strecken vom Wind transportiert, jedoch ist dieser Pionierbaum in der Lage, sich intensiv vegetativ durch Wurzelbrut zu vermehren.
Ist die Robinie eine Gewinnerin des Klimawandels?
Forschungen zufolge könnte die Robinie künftig beim Aufbau klimastabiler Wälder eine größere Rolle spielen. Da sie Trockenheit und Hitze gut aushalten kann und auch als salz- und immissionstolerant gilt, kommt sie gut mit städtischen Klima, aber auch mit Standorten in den ebenen und hügeligen Waldlagen des Thüringer Beckens zurecht. “Vor dem Hintergrund des Klimawandels ist die Robinie in Thüringen eine Option unter vielen – sie gar als Hoffnungsträger zu bezeichnen, wäre eine vorschnelle Bewertung“, so Gebhardt. Aus diesem Grund hat das Forstliche Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) als wissenschaftliche Einrichtung der ThüringenForst-AöR im Rahmen einer Kooperation mit den forstlichen Versuchsanstalten anderer Bundesländer vor einigen Jahren eine Demonstrationsfläche zur Robinie in Nordthüringen aufgebaut, um das Wachstum und die langfristige Eignung dieser Baumart in Thüringen besser bewerten zu können.
In Brandenburg und Sachsen-Anhalt ist die Robinie vergleichsweise häufiger angebaut, was den dortig kargen Bodenverhältnissen geschuldet ist. Denn die Robinie hat noch ein Geheimnis parat: Sie besitzt die Fähigkeit, gemeinsam mit Wurzelbakterien Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und im Boden anzureichern. Zur eigenen Nährstoffversorgung – und zur Verdrängung heimischer Pflanzen, die ein stickstoffarmes Bodenmilieu benötigen. Womit die Robinie ihre Widersprüchlichkeit erneut unterstreicht.
Thüringens Tierhalter sind ebenfalls von der Robinie hin- und hergerissen: Ihr Holz liefert hervorragend haltbare Zaunpfähle, die Rinde und die Früchte sind hingegen stark giftig: Bereits 150 Gramm Rinde können ein Pferd töten. Ganz anders die Thüringer Imker: Die Robinie ist eine sehr gute Bienenweide, Robinienhonig eine Delikatesse.