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Der geheimnisvolle „Würfelstein“ am Suhler Domberg
Suhl. Wenn man den schnellsten (und steilsten) Weg von der Ottilienkapelle am Suhler Domberg auf den Berggipfel mit Gaststätte und Aussichtsturm wählt, überquert man auf halber Höhe ein Plateau, das die alten Suhler „Ehwed“ nennen. Hier wurde 1848 das erste Dombergfest gefeiert. Etwa 70 Meter rechts des Wanderweges befindet sich ein würfelförmiger Felsbrocken aus Andesit (früher „Porphyrit“ genannt), einem Vulkangestein aus dem älteren Rotliegend, aus dem der obere Teil des Dombergs besteht. Der Stein weist bergseitig ein gesichts- oder fratzenartiges Relief mit „Glupschaugen“ auf. Er scheint im Zentrum mehrerer rangartiger Steinsetzungen zu stehen. Von dem Stein aus führt eine verfallene Treppe durch die Steinränge hinauf zu einem Felsen mit einer schalenförmigen Vertiefung auf seiner Oberseite.
Lage des Würfelsteins auf dem Domberg (roter Punkt).
In den 1980er Jahren hatte sich der Suhler Erfinder und Heimatforscher Ernst Fischer (*1910, † 2006) intensiver mit der Ehwed und dem Würfelstein befasst. Er dokumentierte alte Wegeaufstiege auf das Plateau, dort vorhandene Steinwälle, eine balkonartige „Aussichtskanzel“ (heute eingestürzt), die kaskadenartigen Steinsetzungen, die er als „Zuschauerränge“ interpretierte, die Treppe, den Felsen mit der „Opferschale“ und den Würfelstein mit seinem „Gesicht“. All diese Geländebefunde – von Menschen geschaffen – verortete er in vorchristliche Zeit und postulierte hier eine heidnische Kultstätte, die später zum Bau der historisch nachgewiesenen Kapelle „auf St. Ottilien Berge“ veranlasst haben und durch selbige christianisiert worden sein soll.
Eine – allerdings sehr oberflächliche – Einschätzung durch das damalige Landesamt für Archäologie in Weimar sah in der Stätte eher einen Ort, an dem die am Domberg arbeitenden Bergleute wohl ihr Feierabendbier genossen hätten. Auch, dass für das Dombergfest die Anlagen auf dem Plateau erfolgt seien, wurde für möglich gehalten.
Ernst Fischer bezweifelte beide Deutungen und hielt sie für nicht plausibel. Dass Bergleute nach 12 Stunden Maloche im Bergwerk noch tonnenschwere Steinbrocken bewegt haben sollen, um zu feiern, erschien ihm ebenso unglaubwürdig wie die Variante mit dem Dombergfest.
In den 2000er Jahren fanden auf der Ehwed, im vorderen Bereich, in dem die ursprüngliche Ottilienkapelle vermutet wurde, Sondierungsgrabungen statt – ohne einen Befund für ein mittelalterliches Bauwerk erbringen zu können.
Heute sind die Ehwed und der Würfelstein wieder in Vergessenheit geraten und ihre Geheimnisse nach wie vor ungelöst.