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Eichenprozessionsspinner erobert den Freistaat Thüringen
Ein für den Menschen gefährliches forstliches Schadinsekt in Südthüringen breitet sich nun auch in Ost- und Nordthüringen aus. Intensive Überwachung durch Forstschutzexperten
Erfurt (hs). Der Eichenprozessionsspinner, ein forstliches Schadinsekt an der gleichnamigen Baumart, breitet sich immer mehr in Thüringen aus. War der Nachtfalter in den letzten Jahren durch die Forstschutzexperten der ThüringenForst-AöR nur in Südthüringen nachgewiesen, wurden erstmals 2017 auch in den nördlichen, an Sachsen-Anhalt angrenzenden Landesteilen und in Ostthüringen Exemplare gefangen. Die Raupen des Schmetterlings befressen nicht nur die Kronen befallener Eichen, sondern gefährden auch die Gesundheit des Menschen. Die winzigen, leicht lösbaren Brennhaare an den Raupen rufen bei Hautkontakt unter anderem Quaddeln und Hautentzündungen hervor, auch Atemwegserkrankungen können auftreten. Kinder, Senioren und Asthmatiker sind besonders betroffen. ThüringenForst erfasst jährlich im Juni bis August Raupennester im Wald an prekären Stellen und informiert das zuständige Thüringer Gesundheitsministerium, das über Bekämpfungsmaßnahmen entscheidet.
Eichenprozessionsspinner in Ostdeutschland immer aktiver
Auch in anderen ostdeutschen Bundesländern ist der Nachtfalter aktiv. Aktuell wurde er in Mecklenburg-Vorpommern im küstennahen Bereich um Rostock und sogar auf der Insel Usedom nachgewiesen. Brandenburg bekämpft seit wenigen Tagen den Eichenprozessionsspinner mit von Hubschraubern ausgebrachten Insektiziden. „Eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners ist aus forstfachlicher Sicht in Thüringen nicht erforderlich, der wirtschaftliche wie auch ökologische Schaden ist derzeit überschaubar“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. „Die Entscheidung, ob, wo und wie eine Bekämpfung des Eichenprozessionsspinners zur Einschränkung der Gesundheitsgefährdung notwendig ist, obliegt allerdings dem zuständigen Thüringer Gesundheitsministerium“, so Gebhardt weiter. Bekämpfungsmaßnahmen können in abgestufter Intensität durchgeführt werden. Auch mechanische Maßnahmen, etwa durch Absaugung von Raupennestern aus Baumkronen durch Spezialisten, sind lokal umsetzbar.
Wärme und Trockenheit könnten dem Schädling die Verbreitung erleichtern
Experten gehen davon aus, dass Wärme und Trockenheit die Ausbreitung des Schadinsektes fördert. Eine immer längere Vegetationsperiode, milde Winter und trockene, heiße Sommer, wie von den Klimaexperten nicht nur vorausgesagt, sondern derzeit auch schon statistisch messbar, kommen wärmeliebenden Schadinsekten, zu denen auch der Eichenprozessionsspinner gehört, entgegen.
Seinen außergewöhnlichen Namen hat das Eichenschadinsekt durch das typische Verhalten der Raupen bekommen: Diese finden sich am Baumstamm in Raupennestern zusammen. Nachts wandern die Schädlinge, Raupe hinter Raupe, prozessionsartig vom Stamm in die Krone hinauf und beginnen an den Eichenblättern zu fressen. Übrigens verweist nicht jedes Gespinst auf das Vorkommen des Eichenprozessionsspinners: Auch andere Schmetterlinge, wie etwa der Wollafter, bilden sehr ähnliche Fadengeflechte, sind aber forstlich wie hygienisch i. d. R. wenig auffällig.
Titelbild: Verursacht Schäden im Wald, kann aber vor allem auch die Gesundheit von Waldbesuchern gefährden: Der Eichenprozessionsspinner, der sich immer mehr im Freistaat verbreitet.
Text: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann; Foto: Matthias Stürtz