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Hier gibt es deutsche Kultmoppeds und -autos zu bestaunen
Das Fahrzeugmuseum Suhl: Für Simson-Freunde ein Muss und für alle anderen ein besonderer Tipp …
Suhl. Es versteckt sich ein wenig, das Fahrzeugmuseum Suhl. Das in sieben Metern Höhe vor dem Suhler Congress Centrum als Werbeträger „schwebende“ AWO-Motorrad kann man aber kaum übersehen. Jetzt nur noch dem Geruch von Öl und Benzin nachgehen? Das wird wohl nichts. Aber wenn man dem Geplätscher des Brunnens im CCS-Atrium folgt, ist man so gut wie da.
Das Museum überwältigt einen gleich beim Betreten. So viele Motorräder … So viele ALTE Motorräder auf einmal hat man noch nie gesehen. Die meisten schwarz lackiert, aber mit viel Chrom verziert, geradezu barock anmutend. Diese Schätze und Meisterwerke aus den Jahren vor und nach dem letzten Weltkrieg nehmen den Besucher quasi im „Vorzimmer“ erst einmal in Empfang. Man sieht klangvolle Marken, die es heute nicht mehr gibt, wie Zündapp, Triumph, DKW oder Wanderer.
Aber eigentlich steht ja die Stadt Suhl für die Marke Simson. Zweiräder – vor allem Kleinkrafträder – dieser Marke sind heute Kult und mehr denn je angesagt als flotte Fortbewegungsmittel vor allem bei jungen Leuten – und das, obwohl sie schon lange nicht mehr hergestellt werden. Die schrittweise Zerschlagung des großen VEB Fahrzeug- und Jagdwaffenwerkes (im Volksmund: Fajas) nach der Wende veranlasste engagierte Fajas-Ingenieure und -Mitarbeiter, für die Nachwelt alles zu retten, was zu retten ging in der Abwicklungsphase des Werkes durch die Treuhand und den Zeiten des Ausverkaufs durch „Investoren“ aus dem Westen. Sie stellten nicht nur zahlreiche Serienmaschinen sicher, sondern auch Sonderanfertigungen der Rennabteilung und Prototypen der Fahrzeugentwicklung. Zunächst entstand eine museale Sammlung im ehemaligen Fajas- bzw. Simson-Werk in Heinrichs. Im Laufe der Zeit gesellten sich weitere – zwei- und vierrädrige – Exponate hinzu: Rennwagen des Suhler Rennfahrers Paul Greifzu, legendäre Simson-Supra-Limousinen aus der Vorkriegszeit, Modelle der zweiten DDR-Zweiradmarke MZ aus Zschopau zum Beispiel. Das „Automobil- und Zweiradmuseum Simson Suhl“ platzte räumlich und thematisch bald aus den Nähten, fand aber in der Suhler Innenstadt im CCS sein neues Domizil und etablierte sich dort 2007 als Fahrzeugmuseum Suhl neu.
Auf einer Ausstellungsfläche von 1.400 Quadratmetern in einem sehr angenehmen Ambiente zeigt es heute mehr als 250 liebevoll restaurierte Ausstellungsstücke aus der Geschichte des Suhler Fahrzeugbaues, der deutschen Motorradfabrikation und des Automobilbaues im heutigen Freistaat Thüringen. Zentrales Thema ist und bleibt aber die Marke Simson mit allen Modellen, die unter ihr entwickelt und gefertigt wurden – vom Fahrrad über Roller, Mokick und Motorrad (z.B. die legendäre AWO) bis zum Luxus-Automobil.
Neben den Serienmodellen werden Straßenrenn-, Gelände- und Motocross-Motorräder der Marke Simson gezeigt und die Erfolge der Suhler Renn- und Endurosportler in internationalen Wettbewerben gewürdigt.
Eines der Highlights ist der mittlerweile schon legendäre Kleinroller KR51 „Schwalbe“, der in mehreren Modifikationen und Farben präsentiert wird und in diesem Jahr (2019) seinen 55. Geburtstag feiert. Daneben gibt es natürlich die gesamte „Vogelserie“ aus dem Hause Simson zu bestaunen.
Echte Raritäten sind die Simson Supra-Automobile, von denen es heute gerade einmal eine Handvoll weltweit gibt. Von sechs Exemplaren stehen fünf im Suhler Museum.
Auch wichtigste Zeitzeugen des Automobilbaues im thüringischen Eisenach sind in Suhl zu sehen, vom DIXI, über die wertvollsten BMW-/EMW-Modelle bis hin zum Wartburg 313 Sport – eines der schönsten Automobile weltweit seinerzeit.
Am Rande bietet das Suhler Fahrzeugmuseum Ausblicke in die Welt weiterer Motorrad- und Automarken, wie MZ, Opel und die eingangs erwähnten. Sogar ein Hotzenblitz wird gezeigt, ein früher Vorstoß in die Elekromobilität, mit dem in den 1990er Jahren der Automobilbau noch einmal eine kurze Renaissance in Suhl erlebte.
Am Ende des Rundgangs im Fahrzeugmuseum, der Motorbegeisterte durchaus mehrere Stunden in den Bann ziehen kann, betritt man die „Entwicklungsabteilung“ des ehemaligen Fajas-Werkes. In einem nachgebildeten Simson-Konstruktionsbüro der 1970er Jahre werden einem das Können und das großartige Potenzial der Simson-Ingenieure noch einmal vor Augen geführt, aber auch die Probleme, mit denen die Entwickler in der DDR-Planwirtschaft zu kämpfen hatten.
Alle Infos auf der Webseite: https://www.fahrzeug-museum-suhl.de/
Text/Fotos: Thomas Dreger
Passend zum Thema:
„Kommt nach Hause“ – 4. großes Simson-Treffen auf dem Flugplatz Suhl-Goldlauter-Heidersbach und 55. Geburtstag der „Schwalbe“ – 5. bis 7. Juli 2019
Highlights
Freitag, 5. Juli: Freies Training Cross-Strecke, Mopedball, Speed Climb – Steilhangrennen, Lagerfeuer mit Gitarrenmusik (wetterabhängig), Burnout Contest, 90er-Jahre-Warmup-Party
Samstag, 6. Juli: Offizielle Eröffnung, Ersatzteilverkauf, Leistungsprüfstand, Aktionstag Verkehrswacht Suhl und DRK Kreisverband Suhl, Spiel und Spaß für Kinder, Flugsport und Rundflüge (wetterabhängig) mit Motor- und Segelflugzeugen, Suhler Simson Cross Pokal 2019, Fahrzeug-Contest, Wahl der „Miss Simson“ 2019, Benzingespräche mit Experten, Fahrzeug-Auktion, Ausfahrt durch Suhl, Jubiläumskette – Längste Fahrzeugkette zu Ehren von 55 Jahre „Schwalbe“, Freies Training Hobby-Crosser, Simson-Party
Sonntag, 7. Juli: Ersatzteilverkauf, Leistungsprüfstand, Spiel und Spaß für Kinder, Flugsport und Rundflüge (wetterabhängig) mit Motor- und Segelflugzeugen, Beschleunigungsrennen, Frühschoppen mit „Hüts on Brüh“, Simson-Zeitreise
uvm.