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Pferderückung im Wald liegt im „Trend“

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Förster mahnen: Tierwohl und Leistungsvermögen der Pferde müssen ausreichend Berücksichtigung finden. Die ultimative Forderung nach Pferderückung im Wald hat jedoch ihre Grenzen.

Erfurt (hs). Das Rücken von gefälltem Holz im Wald wird üblicherweise von speziellen Forstmaschinen, sog. Forwardern erledigt. Diese ziehen die schweren Stammabschnitte aus dem Waldbestand an den Forstweg und stapeln sie dort auf. Manchem Waldbesucher und Naturfreund ist dies ein Dorn im Auge, hinterlassen die mit bis zu 25 Tonnen Holz beladenen Maschinen doch bei Nässe oder gar Regen vorübergehend erkennbar tiefe Fahrspuren. Schnell ist dann die Forderung auf dem Tisch, die Forstmaschinen aus dem Wald zu verbannen und durch Rückepferde zu ersetzen. Deren Einsatz kann bei ausgewählten Arbeitsverfahren tatsächlich im Vergleich zu Maschinen boden- und bestandespfleglicher sein. Bei aller „Rückepferdeeuphorie“ wird aber leider übersehen: Der Einsatz von Rückepferden im Wald ist insbesondere aus Tierwohlgründen stark eingeschränkt.

Das Pferd kann schon physisch keine Forstmaschine ersetzen

„Etwa 10 bis 15 Prozent seines Körpergewichts kann ein gesundes, gut trainiertes Zugpferd über einen langen Zeitraum ziehen, ohne dass negative gesundheitliche Folgen zu erwarten sind“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Bei einem 800 kg schweren Kaltblutpferd entspricht dies ungefähr einem Fichtenstamm mit 0,25 Festmeter Stückmasse, gezogen auf einem typischen, ebenen Nadelholzboden. Kurzfristig kann ein Pferd sogar bis zu 50 Prozent seines Körpergewichts ziehen – unter den o. g. Bedingungen wäre dies ein Stamm von etwa 0,8 Festmetern. Das Pferd benötigt aber auch lange Ruhephasen und kann nur einige Stunden am Tag arbeiten. Natürlich ist ein Pferd auch langsamer als eine Maschine und kann das Holz nicht über lange Entfernungen ziehen. Diese wenigen Tatsachen zeigen, dass die Rückung von Holz ab einer mittleren Stammgröße die Einsatzmöglichkeiten von Pferden stark eingrenzen, soll das Tierwohl Berücksichtigung finden muss. Mehr noch: Ein Rückepferd kann Holz ziehen, aber nicht aufstapeln. Das Aufschichten der Stämme am Wegesrand muss also von einer Forstmaschine erledigt werden, die damit unverzichtbar bei der Holzernte ist. „Das typische Einsatzgebiet des Rückepferdes sind Durchforstungen im geringen Durchmesserbereich bis 20 cm bei Laubholz bzw. 30 cm beim leichteren Nadelholz. Dieses Holzrücken ist aus der Sicht des Pferdes gekennzeichnet durch einen sich ständig wiederholenden Zyklus von Leerfahrt (Aufsuchen des Stammes), Pause (Anhängen), Lastfahrt, Pause (Abhängen) und erneuter  Leerfahrt. In der Regel bleibt daher dem Pferd genug Zeit, um sich zwischen den oft anstrengenden Zugarbeitsphasen wieder regenerieren zu können.

Kluge Kombination: Rückepferd und Forstmaschine gemeinsam

Deshalb setzt ThüringenForst in seinen 24 Forstämtern, wo möglich, auf die Kombination beider Systeme. Schwächere Holzdimensionen oder Stammabschnitte auf empfindlichen Standorten sind das bevorzugte Einsatzgebiet für Rückepferde. „Hierfür haben wir ThüringenForst zusätzlich die Finanzmittel zur Verfügung gestellt“, so Forstministerin Keller. „Unser Ziel ist es, den Forstunternehmern für die Pferderückung eine langfristige Perspektive zu geben“. Stärkere Holzstämme müssen hingegen weiterhin mit Forstmaschinen gerückt werden. Zum Poltern des Holzes, also das Aufstapeln von Stämmen oder Stammabschnitten am Wegesrand, ist das Rückepferd überhaupt nicht geeignet. Auch diese Arbeit kann nur durch Forstmaschinen sicher erledigt werden. Das Rückepferd kann die Forstmaschine, die eine im Vergleich zum Pferd etwa zehnfach höhere Leistung hat, folglich nicht pauschal ersetzen, dafür aber in bestimmten Einsatzkombinationen sehr gut ergänzen. „Für ThüringenForst stehen Tierwohl und Leistungsvermögen des Rückepferdes im Vordergrund. Sind die Holzdimensionen ungeeignet, wird auf deren Einsatz verzichtet“, so Gebhardt abschließend.

In Thüringen sind aktuell etwa ein Dutzend  Pferderücker für die -gleichermaßen für Pferd wie Pferdeführer- unfallträchtige, gefährliche und körperlich anstrengende Arbeit verfügbar. Die Nachfrage nach dieser Forstdienstleistung ist mehrfach höher.

Titelbild: Von wegen Männerarbeit: Auch Frauen, wie hier Karen Kiffner aus Ostthüringen, sind als Pferderücker tätig und beherrschen das schwierige Handwerk.
Text/Foto: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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