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Schloss Wilhelmsburg: Renaissance pur entdecken
Nebenresidenz der hessischen Landgrafen in Schmalkalden gilt als Perle unter den Renaissance-Schlössern Europas
Schmalkalden. Über dem mittelalterlich-frühneuzeitlichen Stadtkern von Schmalkalden thront weithin sichtbar das Schloss Wilhelmsburg.
Schlosskirche: Altar, Kanzel und Orgel sind in einer Achse übereinander angeordnet.
Anstelle der nicht mehr zeitgemäßen Burg Wallrabs der 1583 im Mannesstamm erloschenen Fürsten- und Grafenlinie der fränkischen Henneberger ließ sich der nunmehr alleinige Regent über die Herrschaft Schmalkalden, Landgraf Wilhelm IV. von Hessen, zwischen 1585 und 1590 als Nebenresidenz über Schmalkalden das nach ihm benannte Schloss Wilhelmsburg im Stil der Renaissance errichten. Dem Gebäude blieben Umbauten und „Erneuerungen“ in jüngeren Stilepochen erspart, und so gilt es heute aufgrund seiner nahezu vollständig erhaltenen Außenanlage, seiner originalen Raumstruktur im Inneren, wegen seiner prächtigen Wandmalereien und Stuckaturen als einzigartiger Schatz unter den Renaissanceschlössern in Deutschland.
Mit der Weihe der Schlosskirche am 23. Mai 1590 wurde Schloss Wilhelmsburg zur Nutzung übergeben. Aus der Zeit ab 1590 sind bemerkenswerte Räume im Schloss erhalten. Die Schlosskirche schließt eng an das Vorbild der Torgauer Schlosskirche an. In Schmalkalden wurden erstmals Altar, Kanzel und Orgel in einer Achse übereinander angeordnet. Von besonderer Bedeutung ist der Festsaal, Riesensaal genannt. Er gehört zu den repräsentativsten und größten Festsälen des ausgehenden 16. Jahrhunderts in Deutschland.
Der Riesensaal gehört zu den repräsentativsten und größten Festsälen des ausgehenden 16. Jahrhunderts in Deutschland.
Die Außenanlagen wurden unter der Regentschaft von Landgraf Moritz geschaffen: der Kaninchengarten um 1600, das Backhaus 1609, das Brauhaus 1620, der Gefängnisturm um 1590, die Schlossgartenanlage um 1600, die Pfalz 1610, Marstall bzw. Renthof ca. 1400 (Umbau 1618), die Kanzlei 1604 und das Torwächterhaus 1600. Diese fast vollständig erhaltenen Anlagen runden den imposanten Gesamteindruck des Schlosses Wilhelmsburg ab.
Das Schloss mit der integrierten Schlosskirche nebst einzigartiger Renaissance-Orgel, mit Tafelstube und Herrenküche an sich ist schon einen Besuch wert. Die ständige Ausstellung im Hause „Aufbruch in eine neue Zeit“ mit den Schwerpunktthemen Renaissance und Reformation, die nachgebildeten Iwein-Malereien sowie Kunstausstellungen laden außerdem zu einem Rundgang ein.
Herrenküche: Hier wurde sehr deftig gekocht.
Seit 2006 bestechen vor allem auch die Sonderausstellungen im Schloss zu den Themen Martin Luther, Dreißigjähriger Krieg und die Doppelehe Philipp I. von Hessen und ziehen die Besucher in ihren Bann.
Blick in die Sonderausstellung „Der Schmalkaldische Bund – Beginn der Kirchenspaltung in Europa“.
2017 wurde eine ganz besondere Exposition im Schloss Wilhelmsburg eröffnet, die alle Sinne berührt: „Der Schmalkaldische Bund – Beginn der Kirchenspaltung in Europa“. Ein Blick in das Gästebuch belegt, dass es Mueumsleiter Dr. Kai Lehmann, der das Konzept dazu erarbeitet hat, gelungen ist, Alt und Jung für die Geschehnisse am Beginn der Reformation im 16. Jahrhundert in Schmalkalden und Europa mittels einer interaktiven Ausstellung zum Anfassen, Mitmachen, Zuschauen und Zuhören zu begeistern.
Ein Besuch lohnt sich zu jeder Jahreszeit.
Schloss Wilhelmsburg
Schlossberg 9, 98574 Schmalkalden
Telefon 03683 403186
www.museumwilhelmsburg.de
1. April bis 31. Oktober: täglich 10.00 bis 18.00 Uhr
Nov. bis März: Die. bis So. 10.00 bis 16.00 Uhr
Text/Fotos: Thomas Dreger