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Suhl-Heinrichs – Kleinod fränkischer Zimmermannskunst

Veröffentlicht von

Planmäßiger Wiederaufbau eines Ortes in der Blütezeit des Fachwerkbaus

von Thomas Dreger

Suhl-Heinrichs. Der Marktflecken Heinrichs vor den Toren der Waffenstadt Suhl – Ersterwähnung 1111 – war als Standort eines Eisenhammers, eines Stahlhammers und mit eigenem Eisenerzbergbau in der Albrechtser Flur schon bedeutend, entwickelte sich aber noch besser durch das Fuhrwesen. Die Heinrichser führten die Suhler Gewehre in fremde Lande aus und brachten – vor allem aus dem Maingebiet – Wein mit, den sie in Fässern in großen Kellern reifen ließen, um ihn anschließend weiterzuverkaufen. Dies brachte dem Ort großen Wohlstand.

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Meininger Straße 101

Diese auch wirtschaftliche Nähe zu Suhl führte aber auch zu einer großen Zäsur für Heinrichs. Gemeinsam mit der Stadt Suhl wurde der Ort am 16. Oktober 1634, in den Wirren des Dreißigjährigen Krieges, von Kaiserlichen Truppen fast vollständig eingeäschert. Nur die Kirche St. Ulrich und das Pfarrhaus wurden verschont.

Nach einigen Jahren der „Schockstarre“ begannen die Heinrichser um 1650 mit dem planmäßigen Wiederaufbau ihres Ortes mit der Neuausrichtung der Bebauung entlang des Wasserlaufes bzw. der Straße nach Neundorf als Straßenmarkt. Die alte Achse, die Themarer Straße, wurde aufgegeben.

Um 1650 erreichte die Ausschmückung des Fachwerkbaus in der Kulturregion Franken, zu der das Henneberger Land (‚Südthüringen‘) gehört, ihren Höhepunkt. Im Übergang vom Manierismus zum Barock wurden alle bis dahin modernen Zierelemente des traditionellen Fachwerkbaus geradezu verschwenderisch in die Neubauten dieser Zeit „verzimmert“. Dies bewog Bauhistoriker aus dem Henneberger Land um 1900 dazu, diese Blüte im Fachwerkbau als „Hennebergischen Stil“ zu bezeichnen, ohne eine zeitliche und räumliche Ausdehnung bzw. den Grad der Ausschmückung als Qualität zu definieren. Andere Experten sprechen darum vom „füllig bewegten Stil“ im Zusammenhang mit der Hochkultur des Fachwerks im 17. Jahrhundert.

In Heinrichs finden wir vier besonders wertvolle Häuser aus dieser Zeit: Allen voran das Rathaus (jetzt Volkshochschule) mit seinem Fachwerk von 1657, die Häuser Meininger Straße 97 (1658) und 142 sowie das Doppelhaus Nr. 112/114.

Der Wiederaufbau Heinrichs‘ und auch Suhls zog sich bis etwa 1720 hin, 80 Jahre, in denen sich der Fachwerkbau hier und dort von den traditionellen, teilweise gotischen Formen (geschweifte Andreaskreuze, einfache und durchkreuzte Rauten) völlig lossagte und um 1700 den Barock in Fachwerk interpretierte. Die Brüstungen wurden barocken italienischen Balustraden nachempfunden und mit barocken Motivkartuschen aufgelockert (Meininger Straße 93 von 1705).

Danach baute man wieder schlichter. Einfache Leitermotive füllten die Brüstungen (Meininger Straße 101, 115). An der traditionellen Konstruktion und Aussteifung hielt man noch fest, bis um 1750 sichtbares Fachwerk völlig aus der Mode kam. Neubauten hatten nun keinen Geschossüberstand mehr, das Fachwerk wurde auf die allernötigsten baustatischen Elemente reduziert und die Fassade verputzt. Das ging soweit, dass auch viele der prächtigen älteren Fachwerkgebäude nun nachträglich eine Putz- oder Schieferhaut erhielten, um ihnen das Gepräge von „Steinhäusern“ zu geben. Um das Anhaften des Putzes zu verbessern, wurde dazu oftmals aller Schmuck beseitigt. Heute würde man das Frevel nennen (Meininger Straße 95, 79 und 67).

Heinrichs ist auf alle Fälle einen Besuch wert und bietet allerhand tolle Fotomotive!

Führungen und ausführliche Broschüre über die Tourist Information Suhl im Congress Centrum Suhl:
Friedrich-König-Straße 7
98527 Suhl
Tel. 03681 788-405
Fax 03681 788-242
touristinformation@suhl-ccs.de

Öffnungszeiten:
Mo – Fr 10 – 18 Uhr
Sa 10 – 16 Uhr
So/Fei 10 – 14 Uhr

www.suhl-tourismus.de

Text/Fotos Thomas Dreger

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