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Primeln im Garten zwischen Rennsteig und Rhön

Veröffentlicht von

von Thomas Dreger

Suhl. Primeln sind immer noch im Trend. Ab Januar stehen sie in allen Bau-, Garten- und Supermärkten als hochgezüchtete, großblütige Einwegware, die nach kurzem Flor im Topf auf der Fensterbank oder im Kasten am Balkon ein baldiges Ende im Müll (oder bestenfalls auf dem Kompost) findet. Wie viele Züchtungen der Gartenindustrie haben diese Pflanzen nur eine Aufgabe, im Laden gut auszusehen. Alles andere ist egal.

Von diesen Primeln ist hier nicht die Rede.

Völlig aus der Mode gekommen und aus den Gärten nahezu verschwunden sind die wirklichen Gartenprimeln, die „alten“ Sorten, die jahrzehntelang Gärten und Vorgärten schmückten. Winterhart und robust.

Im Supermarkt bekommt man die nicht. Allerdings kann man in einer guten Gärtnerei, aber auch im Netz, Pflanzen und Samen bestellen. Man muss nur wissen, welche. Hier einige im Suhler Raum bewährte Arten und Sorten:

Kissenprimel (Primula juliae, Primula × pruhoniaca)

Die violett bis magentarot blühende Kissenprimel war noch in den 1980er Jahren in den Suhler Gärten weit verbreitet. Sie benötigt etwas Platz im Steingarten oder an Beeträndern. Benachbarte Stauden sollten nicht zu hoch wachsen und die Kissenprimeln bedrängen. Reisigabdeckung ist im Frühjahr zeitig zu entfernen, da sonst Fäulnis die Polster befallen kann. Die Gewinnung von Samen dieser Pflanzenart ist schwierig, da die Samenstände am Boden liegen, oft vor Ausreifen verfaulen und schlecht aufzufinden sind. Deshalb ist auch Saatgut im Handel – wenn überhaupt zu bekommen – sehr teuer.

Stängellose Primel, Gartenprimel (Primula acaulis, Primula vulgaris) 

Diese in Deutschland heimische Primelart ist die Mutter der „Turboprimeln“ der Gartenindustrie. Anders als die hochgezüchtete Massenware zeigen sich die alten Gartensorten der Stängellosen Primel als sehr robust. Es gibt sie mit gelblich-weißen, gelben bis weinroten Blüten. Fühlen sich Gartenprimeln wohl, sähen sie sich selber aus. Die Samen werden von Ameisen im Garten verteilt. Oftmals erscheinen junge Pflänzchen in Pflasterfugen, im Rasen oder an Beeträndern. Am Bodensee findet man heute noch Gärten, deren „Rasenflächen“ nur aus Gartenprimeln bestehen. Samen hierfür sind im Handel preiswert zu beziehen.

Hohe Gartenprimel (Primula × polyantha)

Die Hohe Gartenprimel ist fast ausgestorben in den Suhler Gärten. Sie wird in Büchern fälschlicherweise als Hybride der heimischen Hohen Schlüsselblume (Pimula elatior) angegeben, geht aber auf Hybriden zwischen Primula acaulis und Primula veris (Duftende Schlüsselblume) zurück. Gegenüber der Gartenprimel hat die Hohe Gartenprimel den Vorteil, dass die Blüten nach starkem Regen nicht auf dem Boden aufliegen und dort vergammeln. Auch ist die Samenernte wegen der aufrechten Samenstände im Sommer ganz einfach. Das Farbspektrum der Blüten entsprich dem der Gartenprimel.

Kugelprimel, Gezähnte Primel (Primula denticulata)

Ihre Heimat sind Gebirgstäler im Norden Afghanistans und Pakistans. Im Suhler Raum erweist sie sich als besonders robust. Die Kugelprimel gibt es in den Farben weiß, hellblau, rosa bis violett. Ältere Blütenstände sind bei dieser Primelart mit Primin bepudert, das Hautausschläge verursacht. Bei der Schnittblumen- und Samengewinnung sollten unbedingt Handschuhe getragen werden. Die Samen werden reichlich gebildet, mehr als 10.000 pro Samenstand. Die Kugelprimel säht sich gerne selbst im Garten aus. Von den Frühlingsprimeln ist sie diejenige, die am längsten blüht. Im Winter sterben ihre Blätter ab. Deswegen Obacht bei der Bodenbearbeitung im Frühjahr, um die dicken Knospen im Boden nicht zu beschädigen!

Hohe Schlüsselblume (Primula elatior)

Diese geschützte Primelart kennen wir von naturnahen Wiesen und Waldrändern über Sand- und Gebirgsgestein. Kalk meidet die Hohe Schlüsselblume. In Gebieten ihres natürlichen Vorkommens wandert diese Primel mitunter in Gärten ein oder wächst noch als Relikt in nicht übermäßig gemähten Wiesen. Samen lassen sich im Sommer leicht gewinnen. Diese müssen sofort ausgesät werden.

Duftende Schlüsselblume (Primula veris)

Sie ist auch heimisch und findet sich auf trockenen Wiesen, gerne auch über Kalk. Die Wildart mit goldgelben Blüten ist wie die rotbraun bis orange blühende Sorte „Sunset Shades“ (Foto) etwas heikel im Garten. Sie will sonnig, nicht zu feucht stehen und mag keine starke Beschattung durch benachbarte Stauden. Als Unterpflanzung von Laubgehölzen ist sie nicht geeignet!

Etagenprimeln (Primula beesiana, Primula bulleyana, Primula × bulleesiana, Primula japonica)

Man sieht sie so gut wie gar nicht in Suhler Gärten, dabei lohnt sich ihr Anbau wirklich: Etagenprimeln. Ihre Blüte schließt sich an die Blüte der Frühlingsprimeln unmittelbar an und hält bis in den Spätsommer an. Sie mögen es feucht und nicht zu sonnig. Sie sind absolut winterhart und ziehen ihre Blätter im Herbst wie die Kugelprimel ein. Ich habe sie seit 2016 im Garten mit guten Erfahrungen.

Mandschurische Schlüsselblume (Primula cortusoides)

Diese seltene Primelart wird in Staudengärtnereien unter dem Namen Siebolds Primel (Primula sieboldii) angeboten. Auch sie zieht die auffällig gelappten Blätter im Winter ein. Ich habe sie 2017 aus Samen gezogen und im Herbst ausgepflanzt. Fast alle haben im April/Mai 2018 geblüht. Weitere Erfahrungen im Suhler Raum fehlen.

Nicht zu empfehlen: Rosenprimel, Aurikel und Orchideenprimel

Diese drei Primelarten werden häufig in Gärtnereien angeboten. Mit allen dreien hat der Autor in Gärten in Suhl-Linsenhof, Schmalkalden (über Buntsandstein) und im Suhler Oberland (über Granodiorit) keine guten Erfahrungen gemacht. Orchideenprimeln sind – wenn überhaupt – nur zweijährig. Kein im Herbst gepflanztes Exemplar kam über den Winter. Aurikeln waren einmal weit verbreitet. Sie sind kalkliebend. Suhler Winter mögen sie nicht. Gegenüber der Hohen Gartenprimel ist die Blüte mehr unscheinbar. Rosenprimeln haben in meinen Gärten bisher noch keinen Winter überstanden.

Text/Fotos: Thomas Dreger

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