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Ohne Proviant und zu Fuß von München nach Hamburg
Vor 180 Jahren machte der Dichter Friedrich Hebbel Station in Suhl – genau an seinem 26. Geburtstag
Suhl. Am 18. März 1839 übernachtete der bekannte Dichter Friedrich Hebbel in Suhl im Hotel „Zur Krone“. Er feierte hier seinen 26. Geburtstag – allein – und schrieb ein Gedicht. Er war auf dem Weg von München nach Hamburg zu Fuß und ohne Proviant unterwegs und hätte diese „Reise“ beinahe nicht überlebt.
Das ehemalige Hotel „Zur Krone“ in Suhl. Hier übernachtete der bekannte Dichter Friedrich Hebbel am 18. März 1839.
Hebbel war ein deutscher Dramatiker und Lyriker, der in seiner Jugend unter dem Pseudonym Dr. J. F. Franz veröffentlichte. Er schrieb vor allem Dramen, unter anderem „Agnes Bernauer“, „Gyges und sein Ring“ sowie „Die Nibelungen“. Sein größter Erfolg war das 1843 entstandene Drama „Maria Magdalena“. Nach seinem Stück „Die Nibelungen“ drehte der Westdeutsche Rundfunk 1967 eine zweiteilige Eigenproduktion unter gleichnamigem Titel. Es spielten Gerd Seid als Siegfried, Antje Weisgerber als Kriemhild, Alfred Schieske als Hagen Tronje, Lola Müthel als Brunhild und Hans Caninenberg als Gunther. Jeder Teil dauerte rund zwei Stunden.
Christian Friedrich Hebbel wurde am 18. März 1813 in Wesselburen im Dithmarschen geboren. 1819 besuchte er die Volksschule und arbeitete dann kurz als Maurerlehrling. Nach dem Tod des Vaters 1827 trat Hebbel in die Dienste des Kirchspielvogts Mohr, bei dem er vom Laufburschen zum Schreiber avancierte, allerdings in bescheidenen Verhältnissen lebte. So musste er seinen Alkoven unter einer Treppe mit einem Kutscher teilen. Während der sieben Jahre seiner Arbeit bei dem Vogt konnte Hebbel, der schon immer gern gelesen hatte, auf dessen Bibliothek zurückgreifen. In der Schreiberstube entstanden seine ersten Gedichte. Zudem baute er in einer Scheune ein Theater auf.
1832 veröffentlichte Hebbel weitere Gedichte in verschiedenen Zeitschriften. Amalie Schoppe, die Herausgeberin der Neuen Pariser Modeblätter, unterstützte ihn materiell und holte ihn 1835 nach Hamburg, wo er im Wissenschaftlichen Verein von 1817 tätig wurde. In Hamburg lernte er Elise Lensing kennen, in die er sich verliebte, und die ihn unterstützte. Am 18. März 1835 begann er, ein Tagebuch zu führen.
Dank eines Stipendiums zog er 1836 nach Heidelberg, war zwischenzeitlich Gasthörer bei juristischen Vorlesungen, gleichzeitig aber vollkommen mittellos. Am 12. September begann er einen Fußmarsch über Straßburg, Stuttgart und Tübingen nach München, wo er am 29. September ankam. Dort wurde er von dem Tischler Anton Schwarz aufgenommen, der vermutlich auch das Vorbild für die Figur des „Tischlermeisters Anton“ in „Maria Magdalena“ (1843) abgab.
1838 lebte Hebbel unter ärmlichen Bedingungen noch immer bei dem Tischler, in dessen Tochter Josepha Beppi Schwarz er sich kurzzeitig verliebte.
1839 wanderte er ohne Proviant vom 11. bis 31. März mit Station in Suhl am 18. März von München nach Hamburg zurück, wo Elise Lensing ihn aufnahm und ihn pflegte, da er infolge der Strapazen lebensgefährlich erkrankte.
1840 vollendete Hebbel die Tragödie „Judith“. Die Uraufführung fand am 6. Juli 1840 in Berlin statt, worüber Hebbel sehr erfreut war. 1841 wurde dann die Tragödie gedruckt und machte seinen Namen in Deutschland bekannt. Anschließend schrieb er die Tragödie „Genoveva“, die 1843 das erste Mal gedruckt wurde; außerdem vollendete er die Komödie „Der Diamant“, die er bereits in München begonnen hatte. Hebbels Drama „Genoveva“ war Anlass für Robert Schumanns gleichnamige Oper. Weitere Komponisten zu Hebbel-Stoffen waren später unter anderen Eduard Lassen, Franz Liszt und Johannes Brahms.
1842 erschien seine erste Sammlung von Gedichten, die 1857 als Gesamtausgabe vermehrt und verbessert mit der Widmung für Ludwig Uhland herauskam. Außerdem reiste Hebbel nach Kopenhagen, wo er vom dänischen König Christian VIII. ein zweijähriges Reisestipendium erhielt, mit dem er dann nach Paris fuhr, wo er Heinrich Heine und Arnold Ruge kennenlernte und sich mit Felix Bamberg anfreundete. Er begann an Gelenkrheumatismus zu leiden und schrieb das bürgerliche Trauerspiel „Maria Magdalena“, das im Dezember 1843 fertig wurde.
In Wien, wo Hebbel bis zu seinem Tod lebte, heiratete er 1846 die Burgschauspielerin Christine Enghaus. Die Heirat brachte ihm darauf den gesicherten Wohlstand, so dass er sich ungestört seiner literarischen Produktion widmen konnte.
Hebbel war stets sozial und politisch engagiert. Er begrüßte die Märzrevolution, nahm aber eine grundsätzlich loyale Haltung zur Regierungsform der Monarchie ein. 1849 kandidierte er erfolglos für die Frankfurter Nationalversammlung, obwohl er radikalen demokratischen Forderungen immer skeptisch gegenüberstand.
Am 7. November 1863 bekam Hebbel den Schillerpreis verliehen.
Friedrich Hebbel starb am 13. Dezember 1863 in seiner Wohnung in der Liechtensteinstraße 13, Wien-Alsergrund, im Alter von 50 Jahren.