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Waldbäume von „Väterchen Frost“ nicht beindruckt

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Mittels raffinierter Strategien trotzen Fichte, Buche & Co. den teils zweistelligen Minusgraden. Und auch der gefürchtete Fichtenborkenkäfer weiß, wie er den Frostwinter übersteht

Erfurt (hs). Die aktuell teils sehr frostigen Temperaturen, insbesondere in der Nacht, lassen manchen Naturfreund mit Sorge an die heimischen Wälder denken. Die Experten der Landesforstanstalt können hier beruhigen: Waldbäume sind relativ frostunempfindlich, da sie im Herbst entsprechende Vorsorge betreiben. Mit der Einlagerung von „Frostschutzmittel“, ähnlich wie bei einem Kraftfahrzeug, senken Bäume den Gefrierpunkt der Zellen, so dass diese keinen Frostschaden nehmen. Gefährlicher sind hingegen Früh- und Spätfröste im Frühherbst oder späten Frühjahr, hier können insbesondere ausgetriebene Blüten wie auch frische Triebe erheblichen Schaden erleiden. Einige Waldpflanzen brauchen sogar Frostperioden, um sich zu vermehren. So etwa der Bärlauch, dessen Samen nur keimen kann, wenn mehrere Wochen Temperaturen um den Gefrierpunkt herrschen. Aber nicht nur Bäumen und Pflanzen, auch Insekten, allen voran die Borkenkäfer, überstehen harte Frosttage im Winter relativ problemlos. So verzieht sich der Buchdrucker, das gefährlichste heimische Forstschadinsekt, im Herbst in die schützende Bodenstreuschicht und fällt dort in eine Kältestarre.

Jeder Organismus hat seine „Froststrategie“

„Vor dem Laubfall werden Nährstoffe, insbesondere aber Zuckerverbindungen, aus den Blättern in den Baum verlagert. Diese Zuckerverbindungen senken den Gefrierpunkt der Zellen, vergleichbar einem Frostschutzmittel, welches im Autokühler Frostschutz bis zu -30 Grad bietet“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Ebenso werden empfindliche Knospen von einer klebrigen Schutzschicht umgeben, um sie vor Frostschäden zu bewahren. Waldbäume verfügen also über Mechanismen, um jahreszeitlich bedingte Gefahren zu minimieren.

Dass Frost lästige Insekten reduziere, stimmt nur teilweise

Frost sei wichtig, denken viele Gartenfreunde, weil damit viele der lästigen Insekten erfrieren. Das ist aber falsch. Im Gegenteil haben auch Insekten ihre Strategien, um harte Frostperioden weitgehend unbeschadet zu überleben. Allen voran Thüringens gefährlichster Forstschädling, der Buchdrucker. Größtenteils zieht er sich zur Überwinterung in dir Bodenstreuschicht zurück und fällt dort in eine Kältestarre. Dabei reduzieren sich seine Körperfunktionen auf ein Minimum. „Bei nassem und mit wenigen Plusgraden ausgestattetem Schmuddelwetter sterben hingegen viele Insekten bzw. ihre Stadien als Ei, Larve oder Puppe an Pilzkrankheiten“, so Gebhardt. Einzig Mückeneier, die im gewässernahen Schlamm überwintern, sterben ab, wenn das Wasser gefriert. Und genau diesen Frost braucht hingegen der Bärlauch, damit sein Samen keimen kann. Er bildet sodann im Frühjahr in den Laubwäldern herrliche Teppiche aus, die den typischen Knoblauchgeruch verströmen. So zeigen die verschiedenen „Froststrategien“ von Flora wie Fauna auch deutlich, wie hochkomplex das Ökosystem Wald funktioniert.

Titelbild: Der Frost hat nicht nur die Autofahrer, sondern auch die Wälder im Freistaat fest im Griff – die zeigen sich allerdings nicht sonderlich beeindruckt.
Text/Foto: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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