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Fotografisch verbundenes Ballett VERSCHWUNDENES BILD
Premiere am Meininger Staatstheater am 25. und 27. Januar
Meiningen. Am Freitag, 25. Januar, um 19.30 Uhr und Sonntag, 27. Januar, um 19.00 Uhr feiert das fotografisch verbundene Ballett VERSCHWUNDENES BILD seine Premiere im Großen Haus des Meininger Staatstheaters.
Beim Ballettabend VERSCHWUNDENES BILD arbeiten erstmals der Eisenacher Künstler und Fotograf Ulrich Kneise und Chefchoreograph Andris Plucis zusammen. Dabei entsteht ein Ballett mit Musik von Johannes Brahms und Anton Webern, verbunden mit Fotografien von Ulrich Kneise. Es tanzt das Ballettensemble des Landestheaters, begleitet von der Meininger Hofkapelle unter der Leitung von GMD Philippe Bach.
Zur Matinee des Stückes VERSCHWUNDENES BILD im Foyer im Großen Hauses am 13. Januar hatte Ulrich Kneise seine begleitende Aussstellung „EinWerkWird“ eröffnet. In ausdrucksstarken Fotografien dokumentierte Kneise den Arbeitsprozess der jungen Tänzerinnen und Tänzer. Die Bilder sind seit 13. Januar in der Alten Dramaturgie, oberhalb des Foyers, zu sehen.
„Wenn ein Bild aus dem Blick gerät, wird es zur Erinnerung. In der Erinnerung vermischt es sich mit anderen Bildern, mit Gefühlen und Deutungen. Und so wird jedes Bild unterschiedlich verarbeitet. Ich selber habe ein unzuverlässiges Gedächtnis, wenn es um Namen geht. Und negative Erlebnisse sind nach kurzer Zeit wie ausgelöscht. Zum Leidwesen der Tänzer behalte ich auch Schrittmaterial nicht lange, ich behelfe mir mit der Videokamera. Dafür habe ich mit der Zeit aber ein Gespür, eine Ahnung für bestimmte Bilder entwickelt. Damit ich mit diesen Bildern arbeiten kann, müssen sie flüchtig sein. Erstarrt ein Bild, stoppt der kreative Fluss. Deshalb war es mir eine Freude, auf einen Komponisten wie Anton Webern zu stoßen. Seine Werke sind flüchtige Miniaturen. In seinem ganzen Leben komponierte er nicht mehr als 3 1/2 Stunden Musik. Die Symphonie Op. 21 ist das erste Werk, das er konsequent in 12- Ton-Technik komponierte. Die logische Konsequenz der 12-Ton-Technik ist, wie später auch John Cage zeigte, der Zufall. Es wirkte auf mich befreiend, danach zu choreographieren, denn hier bekommt der Zufall Raum. Jedes Bild kann, aber es muss nicht sein. Daraus ergibt sich die Frage, wann aus der Bewegung etwas entsteht, das wir als Tanz bewerten. Antwort darauf finden wir in der Betrachtung der Qualität des entstehenden und vergehenden Bildes.
Dabei gilt es, Gegenentwürfe zur Übermacht unaufhörlich effekthaschender, digitaler Bilder zu entwickeln. „Digital“ ist das Zauberwort der Gegenwart, dem sich Vieles unterzuordnen hat, doch dahinter verbirgt sich nicht wirklich etwas Neues. Letztlich handelt es sich nur um einen unglaublichen Rechenaufwand. Ein Aufatmen, würde die so entstehende Bilderflut verschwinden. Denn schwer ist es, darin das Bild zu entdecken, dem es glückt, einem flüchtigen Moment in seiner Qualität Dauer zu verleihen.
Den Fotografien Ulrich Kneises gelingt das. Sie wollen nicht aktuell sein und konzentrieren sich ganz auf die Qualität. Die Verweildauer der Fotografie ist dem Ballett unmöglich. Wie freue ich mich, in den Arbeiten Ulrich Kneises eine bildliche Stütze zu erhalten. Die Flüchtigkeit des Tanzes und das Festhalten des Momentes in der Fotografie reichen sich an diesem Abend die Hände.
Ursprünglich angelegt als tänzerische Auseinandersetzung mit dem Gedenken an die „Friedliche Revolution“ und die „Wiedervereinigung“, hat sich im Arbeitsprozess der Blickwinkel geweitet. Es geht um Bilder, die das 20. Jahrhundert hervorbrachte, die in die Erinnerung herabsanken und uns bis in die Gegenwart beschäftigen. Der Spannungsbogen von Johannes Brahms‘ spätromantischer 4. Sinfonie bis zu Anton Weberns Passacaglia und Symphonie Op. 21 zeichnet klanglich das künstlerische Überschreiten von Epochengrenzen nach. Als der sogenannte „Eiserne Vorhang“ im Herbst 1989 niedergerissen wurde, konnte die Globalisierung ihre rasante Fahrt aufnehmen. Und während wir damit beschäftigt sind, uns in der unübersichtlich gewordenen Gegenwart einen bequemen Platz zu sichern, blenden wir aus, dass derzeit ganze Lebenswelten verschwinden. Exemplarisch dafür stehen die Insekten, deren Zahl in den letzten Jahren dramatisch abgenommen hat.“ (Andris Plucis)
Musikalische Leitung: GMD Philippe Bach
Choreografien: Andris Plucis
Bühne: Ulrich Kneise
Kostüme: Danielle Jost
Mit: Lucia Giarratana, Laura Sophie Heise, Karin Honda, Viviana Jakovleski, Mariuca Marzà, Juliette Odiet, Sandra Schlecht, Amanda Schnettler-Fernández, Gaia Zanirato, Jack Bannerman, Filip Clefos, Jesse Cornelis, Davide D’Elia, Andrea De Marzo, Douglas Evangelista, Shuten Inada, Balazs Szijarto
Karten sind an der Theaterkasse vor Ort, unter 03693 451-222 und 03693 451-137 sowie www.meininger-staatstheater.de erhältlich.