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„Ums Leben gebracht oder: der schmale Grat zwischen Schuld und Notwehr“
Lesung und Autoren-Gespräch mit Brigitte Biermann in der 6. Schmalkalder Stadtschreiber-Lounge
Schmalkalden. „Frauenschicksale“ – das ist das Thema der nächsten Lounge von Schmalkaldens Stadtschreiber Hannes Hofmann. Als Gesprächspartnerin hat er sich dazu die Bestsellerautorin Brigitte Biermann eingeladen. Die Berlinerin war als Verlagsbuchhändlerin tätig, studierte Journalistik in Leipzig, arbeitete bis zur Wende bei der Neuen Berliner Illustrierten (NBI), danach 16 Jahre lang als Korrespondentin und Gerichtsreporterin für die Zeitschrift Brigitte. Sie schrieb für für die ZEIT und die Stuttgarter Zeitung – und sie ist Autorin mehrerer Bücher.
Brigitte Biermanns Thema sind Frauenschicksale. Das, was sie berichtet, geht unter die Haut. Es ist wirklich geschehen. Und es trägt sich im Hier und Heute zu:
In „Tod einer Lehrerin“ schildert sie, wie Pädagogen am System Schule zerbrechen. In „Engel haben keinen Hunger“ berichtet sie von einer jungen Frau, die davon träumte Model zu werden. Unprätentiös und zurückhaltend erzählt sie die Geschichte einer Magersucht. Berichtet vom verzweifelten Kampf gegen die unheimliche Krankheit, den Katrin und ihre Familie, Ärzte, Psychologen und Therapeuten schließlich verloren haben: „Katrin ist verhungert. Sie ist in ihrem Bett gestorben. Auf dem Nachtisch liegen Süßigkeiten; Tüten und Kartons mit Schleckereien stapeln sich im Jungmädchenzimmer. Eltern und Schwester sind zu Hause, Kühlschrank und Speisekammer sind wie immer gut gefüllt – aber nichts hat vermocht, den Tod von Katrin aufzuhalten.“
Was treibt eine Schriftstellerin immer wieder in solche Geschichten hinein, woher schöpft sie ihre Kraft, das alles zu verarbeiten, wie kommt sie überhaupt zu ihren Geschichten, wie schmal ist der Grat zwischen Schuld und Notwehr – dazu will Brigitte Biermann in der nächsten Stadtschreiberlounge am 25. Januar um 18 Uhr in der Stadtbibliothek Rede und Antwort stehen.
Zudem wird die Autorin aus ihrem jüngsten Buch lesen. Auch diesmal ist es keine leichte Kost. In „Ums Leben gebracht oder Der Terror in meiner Ehe“ erzählt sie die Geschichte einer Frau, die wegen Mordes an ihrem Mann verurteilt wurde. In berührenden Briefen aus dem Gefängnis, die diese Andrea, so nennt Brigitte Biermann ihre Protagonistin, schreibt, offenbart sie ihrer Tochter das Motiv ihrer Tat: Ihre Ehe war geprägt von Demütigung und Gewalt, ihre Versuche, vor ihrem Mann zu fliehen, scheiterten. Niemand half. Schließlich bringt Andrea ihren Mann mit einem Hammer um und stellt sich danach sofort der Polizei …
Auch dieses Buch basiert auf wahrem Geschehen. Aber ist das hohe Strafmaß von 12 Jahren Haft für die gepeinigte Frau gerechtfertigt? Was hätte Andrea anders machen können? Ist sie überhaupt schuldig? Wo hat die Gesellschaft versagt? Ist Andreas Tat ein Einzelfall? Auch diese und andere Fragen sind Thema dieser spannenden Lounge in der Bibliothek.