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Junge Kleinkraftradfahrer scheitern an der Landesgrenze
Neuhaus-Schierschnitz/Berlin. Für den 15-jährigen Vincent Gerber aus Neuhaus-Schierschnitz bei Sonneburg im Freistaat Thüringen und seine Freunde ist der ehemalige Grenzübergang nach Neustadt bei Coburg im benachbarten Bayern auch fast 30 Jahre nach Ende der deutsch-deutschen Grenze ein großes Hindernis. Die bundesweite Einführung des Kleinkraftrad-Scheins (50 cm³ Hubraum) mit 15 Jahren könnte dies ändern und würde auch den jungen Leuten in den alten Bundesländern zu mehr Mobilität verhelfen. Prominente Unterstützung hat er dafür von den CDU-Bundestagsabgeordneten Volkmar Vogel aus Ostthüringen und Gero Storjohann aus Schleswig-Holstein.
Jeden Morgen fährt Vincent Gerber fünf Kilometer nach Sonneberg zur Schule. „So kann ich eine halbe Stunde länger schlafen“, sagt er. In der Gegend rund um das thüringische Sonneberg verkehren – wie in den meisten ländlichen Regionen – nur wenige Linienbusse. „Hier braucht man einen fahrbaren Untersatz“, so Gerber. Leider ist für die jungen Leute mit ihren Mopeds an der Landesgrenze Schluss mit der Mobilität. „Ein Freund von mir spielt in einem Verein in der bayrischen Nachbargemeinde Fußball und muss sich zweimal wöchentlich von seinen Eltern zum Training fahren lassen“, berichtet der Schüler, der Ende November ein Praktikum beim Bundestagsabgeordneten Volkmar Vogel in Berlin absolvierte.
Wollen die jungen Leute abends noch einen Burger essen, müssen sie Ihre Mopeds an der bayerischen Landesgrenze stehen lassen und die restlichen 200 Meter zu Fuß gehen. Denn was in Thüringen und den anderen neuen Bundesländern Usus ist, wird in Bayern, ebenso so wie in der gesamten alten Bundesrepublik, als Straftat wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis geahndet. Gerber berichtet: „Die Kontrollen sind scharf – auch nachts fährt die Polizei mitunter im Zehn-Minuten-Takt Streife. Besonders im Visier hat sie junge Mopedfahrer. Kaum, dass wir in Bayern sind, werden wir zur Altersprüfung angehalten.“
Die Beschränkung des Modellprojekts „Moped mit 15“ auf die neuen Länder ist auch den CDU-Verkehrspolitikern Volkmar Vogel und Gero Storjohann seit langem ein Dorn im Auge. Vogel sagt: „Es ist nicht nachvollziehbar, dass junge Leute, die in Thüringen an der Landesgrenze zu Bayern, Hessen oder Niedersachsen wohnen, nicht in den Nachbarort zu ihrer Ausbildung, dem Verein oder in die Disco fahren dürfen. Mit dem Moped macht man zwar keine „Europa-Touren“, aber die Fahrt in die benachbarte Gemeinde zur Ausbildung, dem Verein oder in die Disco muss möglich sein, auch über eine Landesgrenze hinweg. So wie wir das begleitete Fahren ab 17 Jahren bundesweit durchgesetzt haben, werde ich dafür Sorge tragen, dass der Moped-Schein ab 15 in der Fahrerlaubnisverordnung (FeV) für ganz Deutschland verankert wird.“
Gero Storjohann, Bundestagsabgeordneter aus Schleswig-Holstein und Sprecher der CDU/CSU-Fraktion für Verkehrssicherheit und Straßenverkehr, setzt sich ebenfalls für eine bundesweite Regelung ein. „In meiner Heimat kommen die Jugendlichen nicht immer und überall mit dem öffentlichen Personennahverkehr hin. Der Moped-Schein mit 15 unterstützt die jungen Menschen auf dem Weg in ein eigenständiges Leben und entlaste somit auch die Eltern, die ihren Nachwuchs sonst fahren müssten.“
Vogel und Storjohann wissen: „In den ländlichen Regionen besteht ein dringender Bedarf an diesem zusätzlichen Mobilitätsangebot. Und Mobilität ist ein wichtiges Kriterium, um dem Wegzug junger Menschen aus den ländlichen Regionen entgegen zu wirken.
Die beiden Verkehrsexperten hatten den Antrag zum Modell „Moped mit 15“ im Jahr 2010 mit angeschoben. Das Modellprojekt startete 2013 in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, später auch in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern. Es sieht vor, dass Jugendliche die Fahrerlaubnisklasse AM wie schon in der DDR bereits mit 15 statt 16 Jahren erwerben können.