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Die Wiege des modernen Holzleimbaus steht in Weimar

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Zimmermeister Otto Hetzer ließ sich 1906 den „gebogenen, verleimten Brettschichtträger“ patentieren. Und revolutionierte damit weltweit den Holzingenieurbau

Erfurt (hs). Während Weimar sich im geistig-kulturellen Bereich einen weltweiten Ruf begründete, steht ein anderer Sohn der Stadt im Schatten von Cranach, Goethe, Schiller oder Liszt: Der 1846 bei Weimar geborene Otto Hetzer, Großherzoglicher Holzzimmermeister und „Erfinder“ des modernen Holzleimbaus. 1906 erhielt dieser das „Deutsche Reichspatent Nr. 197773“ für „gebogene, verleimte Brettschichtträger aus zwei oder mehr Lamellen“. 1910 präsentierte Hetzer auf der Weltausstellung in Brüssel mit Architekt Peter Behrens seine neue Holzbauweise und erzielte damit eine Revolution im Holzingenieurbau. Der sogenannte Hetzerbinder erreichte auf der Weltausstellung die sensationelle Tragweite von 43 Metern. Damit wurden gewaltige stützfreie Hallenbauten aus Holz möglich, etwa für Bahnhöfe, Zeppelinhallen oder Flughäfen. Vor wenigen Tagen ehrte die Stadt den berühmten und doch vergessenen Sohn mit einer kleinen Gedenktafel.

Otto Hetzer – genial und tragisch zugleich

Obwohl Otto Hetzers Erfindung von ingenieurtechnischer Genialität war, kam sein Unternehmen „Otto Hetzer Holzpflege und Holzbearbeitung AG“ in der Weltwirtschaftskrise ins Trudeln und verschwand. „Es war Hetzers Sohn, Otto Alfred Hetzer, der die Hinterlassenschaft seines Vaters vertraglich dem Architekten Konrad Wachsmann übertrug. Dieser emigrierte 1941 in die USA und überführte, u. a. in Zusammenarbeit mit Walter Gropius und der Bauhaus-Bewegung, den Hetzerbinder in die moderne Holzarchitektur des 20. Jahrhunderts“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand, selbst Weimarer und mit der Historie Hetzers bestens vertraut. Ohne Wachsmanns Leistungen einzuschränken, ist es Otto Hetzers Verdienst, den modernen Holzleimbau mit seiner patentierten Erfindung begründet und Architekturgeschichte geschrieben zu haben.

Hetzerhalle in Weimar vor dem Verfall

Der Hetzerhalle in Weimar, droht gleichwohl ein ähnliches Schicksal wie der Hetzervilla („Grüne Villa“) in Weimar. Erstere ist vom Abriss bedroht, letztere hat diesen hinter sich. Einzig die jüngst angebrachte Gedenktafel erinnert an den Zimmermeister, der in seinem Weimarer Dampfsägewerk in Spitzenzeiten bis zu 300 Beschäftigte in Lohn und Brot hielt.

Übrigens: Der gebürtige Weimarer Carl Zeiss stellte, ein Jahr vor Hetzers Geburt am 11. Februar 1864, einen Antrag für die Niederlassung einer Mechanikerwerkstatt in seiner Geburtsstadt. Der Antrag wurde brüsk abgewiesen. Carl Zeiss ließ sich daraufhin in Jena nieder. Nicht auszudenken, was aus der Stadt Weimar noch geworden wäre, hätte sie ihre eigenen Söhne rechtzeitig gewürdigt.

Titelbild: Was der Holzingenieurbau alles zu leisten vermag, zeigt ThüringenForst sowohl mit historischen, wie auch hochmodernen Forstamtsgebäuden: Hier das neue, im Frühsommer 2018 bezogene Thüringer Forstamt Jena-Holzland in Stadtroda.
Quelle: ThüringenForst; Dr. Horst Sproßmann; Foto: Wolfgang Cirtek

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