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Ist die Esche noch zu retten?

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Warum sich die Forstwissenschaft mit der Bekämpfung des aggressiven Pilzes so schwertut. Resistenzzüchtung derzeit nicht nur in Thüringen favorisiert

Erfurt (hs). Trotz internationaler Forschungsanstrengungen ist das Eschentriebsterben derzeit nicht zu stoppen. Fast 90 % aller Eschen im Freistaat sind von dem aus Asien stammenden, invasiven Pilz „Falsches Weißes Stengelbecherchen“ befallen. Die meisten Eschen sterben wenige Jahre nach Befall ab. Mit nur zwei bis drei Prozent am heimischen Waldaufbau beteiligt, ist die Esche gleichwohl ein ökologisch wie auch ökonomisch wertvoller Laubbaum. Die Bekämpfung des Pilzes mit der „chemischen Keule“ wäre mit Ausnahmegenehmigung denkbar, wird von den Förstern aber aus ökologischen Gründen abgelehnt. Die setzen auf vereinzelt im Wald vorkommende Resistenzen, deren Wirksamkeit allerdings wissenschaftlich weder erklärbar, noch endgültig gesichert ist. Mit der Nachzucht dieser scheinbar immunen Eschen könnte dem Pilz auf „sanfte“ Weise Paroli geboten werden.

„Chemische Keule“ steht zur Verfügung – doch die Förster lehnen sie ab

Verschiedene Fungizide sind gegen den Pilz wirksam, doch die Förster sträuben sich gegen eine Verwendung im Wald, die auch nur mit einer Ausnahmegenehmigung zu realisieren wäre. Zu groß ist die Sorge, dass andere Pilze oder gar Stoffkreisläufe im Wald Schaden nehmen, da die Fungizide nicht ausreichend selektiv wirken. Auch bietet der ausgeklügelte Lebenszyklus des Pilzes kaum Bekämpfungsmöglichkeiten. So schützt sich der Pilz, der maßgeblich auf Eschenblättern und nicht im Eschenholz lebt, mit einem Spezialgewebe vor Umwelteinflüssen. Er produziert extrem große Mengen an Sporen zur Vermehrung, die der Wind bis zu 75 Kilometer weit verbreitet. Selbst seine Fruchtkörper sind extrem klein und mit dem Auge kaum erkennbar. Auch biologische Bekämpfungsmaßnahmen, etwa die Bekämpfung des Pilzes durch andere Pilze, ist wegen des langjährigen Forschungsbedarfs vor der ersten Anwendung keine Option.

Einige wenige Eschen trotzen dem Pilz – und keiner weiß warum

Die Waldschutzexperten der ThüringenForst-AöR arbeiten am Forstlichen Forschungs- und Kompetenzzentrum Gotha (FFK) mit Hochdruck an einer Lösung. In Thüringens Wäldern wurde, wie in anderen Bundesländern auch, ein Phänomen beobachtet. Zwischen befallenen Eschen finden sich immer wieder einzelne Exemplare, die deutlich vitaler erscheinen, sich dem Pilz bisher widersetzen konnten. Womöglich verfügen diese Eschen über genetische Eigenschaften, die sie für den Pilz nicht angreifbar machen. Ein Phänomen, welches in der Natur nicht neu ist. Thüringens Förster fokussieren ihre Arbeit auf die Erfassung und Förderung dieser scheinbar resistenten Eschen und ziehen aus diesen Bäumen durch vegetative Vermehrung genetisch exakt identische Nachkommen. Diese werden als Jungpflanzen einem künstlichen Pilzbefall ausgesetzt. Widerstehen diese Jungbäume solch einem Test, scheint ein Weg gefunden zu sein, zumindest die Nachpflanzung von abgestorbenen Eschen mit resistenten Exemplaren ausgleichen zu können. An der ThüringenForst-eigenen Forstbaumschule in Breitenworbis besteht die Möglichkeit, eine große Anzahl dieser jungen Eschen in kurzer Zeit im Pflanzbeet anzuziehen.

Die Forschung an derart „resistenten“ Eschen wird derzeit in nahezu allen Bundesländern emsig betrieben. Dies könnte der Schlüssel sein, um die Baumart Esche auch nachfolgenden Menschengenerationen in den herrlichen Wäldern Thüringens zu erhalten.

Quelle: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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