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Immer weniger Pflanzenschutzmittel im Forst

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Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Landeswald ist 2017 im neunten Jahr in Folge stetig gesunken. Auf den flächigen Insektizideinsatz konnte sogar vollständig verzichtet werden

Erfurt (hs). 2017 konnte ThüringenForst, mit 200.000 ha größter Waldbesitzer im Freistaat, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln (PSM) im neunten Jahr in Folge reduzieren. Auf den flächigen Einsatz von Insektiziden im Wald wurde sogar vollständig verzichtet, punktuell an Forststraßen behandelte Holzpoltermengen beschränkten sich auf 38.977 Festmeter. Dies entspricht rund 3 % der im Gesamtjahr eingeschlagenen Holzmenge. Der aktuelle Pflanzenschutzmittelreport 2017 der Hauptstelle für Waldschutz zeigt, dass die Landesforstanstalt damit ihrem Ziel einer Forstwirtschaft mit minimiertem Pflanzenschutzmitteleinsatz sehr nahe kommt. Ursachen dieser positiven Entwicklung sind, neben einer ausgebliebenen Massenvermehrungen von forstlichen Schädlingen im Berichtszeitraum, moderne Verfahren der Schädlingsüberwachung einschließlich des Waldschutzmeldewesens, ausgereifte biotechnische Ersatzverfahren, eine zügig arbeitende Holzerntelogistik, die waldbauliche Förderung von Mischbeständen und hochqualifiziertes Forstpersonal.

Wo immer möglich: Vorbeugung statt Bekämpfung

„Mit unserer Strategie des integrierten Waldschutzes haben waldbauliche, biologische und technische Vorbeugungs- und Bekämpfungsmaßnahmen absoluten Vorrang vor dem Einsatz von PSM“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Überregionales Monitoring und stete Schädlingsüberwachung sind dabei die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen. Ebenso unterliegt ThüringenForst einer restriktiven Dokumentation der Pflanzenschutzmitteleinsätze gemäß Pflanzenschutzgesetz. Die wenigen zur Anwendung gekommenen PSM hatten die gesetzlich geforderte Zulassung.

Wenig Sturmschäden – wenig Pflanzenschutzmitteleinsatz

Gleichzeitig geben die Forstexperten für die Zukunft keine Entwarnung: Der jährliche Witterungsverlauf beeinflusst maßgeblich die Entwicklung nahezu aller forstlich relevanten Schadorganismen im Wald. Ergeben sich durch Schadereignisse wie Orkansturm oder Schneebruch ein erhöhtes Brutangebot etwa für den Borkenkäfer, so können trocken-warme Witterungsverläufe innerhalb weniger Monate zu einer explosionsartigen Vermehrung speziell des Fichtenborkenkäfers führen und dann den umfangreicheren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln -auf Holzstämmen, nicht auf der Waldfläche selbst- erforderlich machen.

Neue Schaderreger breiten sich aus

Auch der Klimawandel und die Globalisierung des Warenhandels fördern Auftreten und Krankheitsausmaß neuer Schaderreger im Freistaat. Dadurch sind immer komplexere Ursachen-Wirkungsmechanismen in den heimischen Waldökosystemen zu erwarten. So hat das Thüringer Forstamt Jena-Holzland 2017 auf einigen Hektar ein Herbizid zur punktuellen Bekämpfung des schädlichen Staudenknöterichs, einer sich aggressiv ausbreitenden, gebietsfremden Pflanze, ausgebracht. Diese aus Japan stammende und als Zierpflanze und Bienenweide im 19. Jahrhundert nach Deutschland eingeführte, extrem wüchsige krautige Pflanze bedroht die Biodiversität durch Verdrängung der einheimischen Flora und der Waldverjüngung. Die chemische Bekämpfung ist die einzige wirtschaftliche Maßnahme.

Insgesamt zeigt der Pflanzenschutzmittelreport 2017: Eine Forstwirtschaft völlig ohne Pflanzenschutzmitteleinsatz ist zwar zu wünschen, aber kaum zu realisieren. Allein die Folgen des Klimawandels setzen die heimischen Wälder nicht nur zunehmend unter Trockenheitsstress und fördern bekannte Forstschädlinge in ihrer Massenvermehrung, sondern konfrontieren sie auch mit neuen, bisweilen aggressiven Forstschädlingen.

Quelle/Foto: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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