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Mähen, Mulchen und natürlich Düngen

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Der NHZ-Gartentipp für den Monat Juni von Thomas Dreger

Im Juni, nachdem im Mai gepflanzt und gesät wurde, wächst alles prächtig im Garten. Manches auch zu prächtig, und der Gärtner sollte eingreifen. Man muss es aber nicht übertreiben. Der Garten ist ein Stück Natur, das uns die Erde zur Nutzung überlassen hat, und kein Wohnzimmer, in dem alles sauber und ordentlich sein muss. Warum zieht es die Menschen raus in die Natur, empfinden sie Wonne beim Anblick einer Blumenwiese oder Alm in den Bergen durchzogen von wilden Pfaden und sich windenden Bächen, durchsetzt mit Felsbildungen, Gebüschen und Bäumen? Aber im Garten? Da wird die Natur bekämpft mit Rasenmäher und Chemie, mit Beton und Schotter, mit Thuja und Stechfichte, wenn überhaupt etwas „Grünes“ noch geduldet wird. Insekten und Vögel bleiben auf der Strecke …


Anstelle von „Wiese“, die aufwändig gemäht werden muss, kann man Hanglagen im Garten mit Garten- und Wildstauden bepflanzen. Diese machen weniger Arbeit und bieten fast das ganze Jahr über Blüten für Insekten.

Natürlich Gärtnern!

„Unkraut“ im Stauden- und Blumenbeet: Es ist nicht zu verhindern, dass sich zwischen den „edlen“ Gartenblumen, egal ob Rosen, Lilien, Flammenblumen oder Einwegpflanzen aus dem Baumarkt, Wildkräuter ansäen. Einige sind geduldet, weil sie auch blühen, wie Margeriten, andere verhasst, wie die Kuhblume („Löwenzahn“) oder der Giersch. Wurden die „guten“ Blüher dicht genug gepflanzt, werden sie die Lücken untereinander schließen und das „Unkraut“ überwachsen. Statt mit Hacke oder Jätekralle jetzt in Aktionismus zu verfallen, reicht es aus, das „Unkraut“ mit der Hand zu rupfen, mit oder ohne Wurzel, und als Mulch zwischen den Zierpflanzen zu verteilen. Das welkende und verrottende Pflanzenmaterial hält den Boden feucht, fördert das Bodenleben (Regenwürmer!) und lenkt die gefürchteten Nacktschnecken von den Kulturpflanzen ab, denn Schnecken fressen am liebsten welke Pflanzenteile.

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Rasen: Wer ein guter Gärtner sein will, unterhält Rasenflächen nur da, wo es wirklich nötig ist, nämlich wo Kinder spielen und man als Gartennutzer selbst regelmäßig herumläuft abseits der befestigten Gartenwege. Viele Grundstückseigner beackern jedes Wochenende ihren gesamten „Garten“ mit dem Rasenmäher, weil man das immer schon so gemacht hat, stopfen das Gemähte in Müllsäcke, um es anschließend in die Restmülltonne zu werfen. Sie schaffen damit auf ihrem Grund und Boden eine grüne Wüste ohne Leben und sorgen dafür, dass in der RaBa extra Energie verschwendet werden muss, um wertvolle Biomasse in sinnloses CO2 zu verwandeln. So nicht!!! Wo niemand herumlaufen muss, kann man die Wiese wachsen lassen! Nach dem Abblühen der Wiesenblumen wird diese mit der (Motor-)Sense gemäht. Am besten lässt man das Gemähte zum Trocknen liegen, damit die Samen der Wiesenblumen ausreifen und ausfallen können. Wer in der eigenen Familie oder Bekanntschaft jemanden hat, der Nagetiere zu Hause hält, kann mit dem so gewonnenen Heu diesem eine große Freude bereiten! Ansonsten nutzt man es zum Mulchen unter Bäumen und Sträuchern. Das hält die Baumscheibe frei, düngt unter Beerensträuchern, verhindert das Schimmeln der Erdbeeren etc.

Düngen mit Pflanzenjauche: Die Brennnessel (Große oder Kleine ist egal) ist eine nitrophile Pflanze. Das heißt: sie wächst an stickstoffreichen Stellen. Dort löst sie nicht nur Stickstoffsalze aus dem Boden, sondern auch viele andere Salze von Kalium, Silizium, Kalzium, Eisen und Spurenelementen. Daraus bildet sie ihr Blattgrün mittels Photosynthese, aber auch Vitamin C und Ameisensäure. Sammelt man nun einen ganzen Eimer voll Brennnesseln (mit Stängel), gießt diesen bis zum Rand mit Regen- oder Brunnenwasser auf und lässt diesen 24 Stunden stehen, entsteht eine kalte Brühe, in die sich zunächst die Ameisensäure und das Vitamin C aus den Nesseln begeben haben. Diese Brühe eignet sich hervorragend als biologisches Spritzmittel gegen allerlei Blattläuse und Raupen an Gemüse und Zierpflanzen. Man braucht davon nicht viel, gießt die entnommene Menge im Brennnesseleimer wieder mit Wasser auf und lässt den Ansatz eine Woche stehen. Im Eimer hat sich nun eine grünliche Jauche gebildet, die man absiebt, 1:2 bis 1:10 mit Wasser verdünnt und mit der Gießkanne über Nutz- und Zierpflanzen ergießt. Dabei gibt es die gute, alte Landluft gratis! In der Jauche haben sich alle oben genannten Stoffe und sogar das Chlorophyll aus den Brennnesseln gelöst und sind für die damit gedüngten Pflanzen schneller verfügbar, sowohl über die Blätter (On Top), als auch über die Wurzeln. Die Pflanzen erhalten dadurch nicht nur eine Express-Düngung, sondern werden außerdem gegen schädliche Pilze und Tiere (Nematoden, Maden, Läuse etc.) vitalisiert. Neben Brennesseln kann man alles grüne Pflanzenmaterial, das im Garten anfällt, verjauchen. Spezielle Pflanzen, wie Ackerschachtelhalm oder Beinwell, wirken verjaucht besonders gut als Fungizid. Die festen Überreste aus dem Jaucheeimer gibt man auf den Kompost. Durch den hohen Gehalt an Rotteorganismen wirkt der Jauchetrester wie ein Kompostierungsmittel. Jaucheeimer nie ausspülen! Reste der Jauche beimpfen den neuen Ansatz darin und beschleunigen den Gärprozess.

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Brennnesseljauche herstellen: Einfach einen Eimer voll mit Brennnesseln (mit Stängeln und Wurzeln) mit Wasser auffüllen und eine Woche stehen lassen. Ein Stein dient der Beschwerung.

Wilde Ecken: Ein „guter“ Garten gliedert sich in Nutzbereich (Gemüse, Obst), Zierbereich und Erholungs-/Ruhebereich(e). Letzteres ist meist die Terrasse am Haus, ein Pavillon oder eine Laube. Hinzu kommt noch der Wandelbereich, in dem sich der Gärtner oder die Gärtnerin gerne selbst bewegt, um den Garten zu bewundern und die Gäste herumzuführen. Man sagt, was man von diesen Bereichen aus nicht so gut sehen kann, sollte man ruhig der Natur überlassen. Hier kann man Reisig und Steine deponieren, Laubhaufen errichten, den Kompost sowieso betreiben, Brennnesseln, Disteln und Kletten wachsen lassen, ohne dass es wen stört. Viel mehr freuen sich zahlreiche Gartentiere über solche Ecken, vom Igel über seltene Schmetterlinge und Weinbergschnecken bis zum Regenwurm. Natürlich muss man die Wildnis im Auge behalten, dass sie aus ihrer/ihren Ecke/n nicht ausbricht und sich nicht über Gemüsebeete und Staudenpflanzung hermacht.

Alles in allem: Angesichts des Insekten- und Vogelsterbens schadet es nicht, wenn man sich im Garten etwas weniger Arbeit macht, etwas „Wildnis“ duldet, auf Chemie verzichtet und den Rasenmäher nicht mit dem Staubsauger aus der Wohnstube verwechselt. Alles, was blüht, ist mehr wert, als jeder Betonstein und jeder Beutel Zierkies aus dem Baumarkt!

Titelbild: Rasen dient als Verbindungs-, Verkehrs- und Spielfläche zwischen den Bereichen des Gartens, aber nicht dazu, einen ganzen Garten in einfallsloser grüner Tristesse zu halten. 
Text/Fotos: Thomas Dreger

 

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