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Dutzende Borkenkäferarten im Freistaat zuhause

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Wer denkt, der „Buchdrucker“ sei die einzige heimische Borkenkäferart, der irrt: Es gibt Dutzende Verwandte

Erfurt. Die Worte „Buchdrucker“ oder „Borkenkäfer“ hätten das Zeug zum „Unwort des Jahres“. Auch wenn der „Buchdrucker“ der gefährlichste Borkenkäfer an Thüringens wichtigster Baumart, der Fichte, ist, so hat dieser noch viele Verwandte. Im Freistaat gibt es schätzungsweise 60 bis 80 Borkenkäferarten, in Europa sogar über 150, weltweit gar 4.000 bis 5.000 Arten. Nicht überraschen kann, dass dieser große Familienclan nicht nur Nadelhölzer wie die Fichte, sondern auch Laubhölzer wie die Buche besiedeln kann. Der „Buchdrucker“ ist aber mit Abstand der Gefürchtetste seiner Art: Er kann sich bei trocken-warmen Witterungsverlauf innerhalb eines Jahres explosionsartig vermehren. So schafft es ein Weibchen, zwischen Frühjahr und Spätherbst über mehrere Generationen 150.000 bis 200.000 Nachkommen zu bilden. Und nicht nur das: Borkenkäfer können hervorragend kommunizieren – untereinander wie auch beim Besiedeln des geeigneten Wirtsbaumes. Im Ökosystem Wald haben sie eine wichtige Aufgabe: Borkenkäfer sorgen für die schnellere Zersetzung vitalitätsgeschwächter Baumindividuen und schaffen so Platz für neuen Baumnachwuchs.

Ist der Wirtsbaum geschwächt, freut sich der Borkenkäfer

„Borkenkäfer sind Sekundärschädlinge, also auf vitalitätsgeschwächte Bäume spezialisiert. Sie können bei einer Massenvermehrung aber auch gesunde Bäume erfolgreich besiedeln und zum Absterben bringen“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Dies geschieht oftmals dann, wenn durch Naturereignisse wie Sturm oder Trockenheit der Wirtsbaum, etwa die Fichte oder Buche, geschwächt ist. Diese können dann eine Besiedlung nicht ausreichend abwehren, der Borkenkäfer sich erfolgreich vermehren. Damit ist die Ausgangslage zur Massenvermehrung im möglicherweise trockenen Folgejahr geschaffen. Deshalb arbeiten Waldbesitzer und Förster etwa bei lokalen Sturmereignissen das Schadholz schnell auf, um eine Massenvermehrung verhindern oder einschränken zu können. Treten aber zwei Dürrejahre in Folge auf, wie 2018/19 passiert, sind Wälder großflächig in ihrer Vitalität gemindert – ein leichtes Spiel für die Borkenkäfer.

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Borkenkäfer können sehr gut kommunizieren

Borkenkäfer können durch selbst produzierte Substanzen miteinander kommunizieren. Durch Abgabe eines Sexualpheromons lockt etwa das Käfermännchen das Käferweibchen zur Reproduktion an. Aber auch Substanzen im Baum kann der Borkenkäfer zur Kommunikation verwenden: Besiedelt er erfolgreich einen Baum, gibt er den Artgenossen ein Duftsignal, es ihm gleichzutun. So werden einzelne Bäume nicht zufällig, sondern in Schwärmen besiedelt und so schnell zum Absterben gebracht. Einige der Pheromone hat die Forstwissenschaft erstmals in den 1970er Jahren identifiziert und nutzt diese seither zur Borkenkäferüberwachung  – etwa mit Borkenkäferfallen. Diese werden mit synthetischen Pheromonen bestückt und so von den potenziellen Brutbäumen „abgelenkt“.

Borkenkäfer haben sich im übrigen spezialisiert: Viele Arten besiedeln nur bestimmte Baumarten, so dass jede Baumart im Freistaat von einer oder mehreren – aber nicht allen – Borkenkäferarten bedroht werden kann. Selbst den Baum haben sich einige Schädlinge aufgeteilt: So befällt der „Buchdrucker“ vorzugsweise den unteren Stammteil der Fichte, während sein Kollege, der „Kupferstecher“, vorzugsweise das obere Kronendrittel besiedelt. Gut, wenn der Waldbesitzer eine Försterin oder einen Förster zur Seite hat, der ihn sicher durch das Borkenkäferarten-Labyrinth führt …

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Titelbild: Der „Buchdrucker“ ist die gefährlichste heimische Borkenkäferart, aber beileibe nicht die einzige.
Text: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann; Foto: Andreas Knoll

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