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Das Grüne muss nach oben

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Waldbäume zu pflanzen scheint für viele so einfach zu sein wie das Umsetzen von Balkonpflanzen. Tatsächlich gilt es einiges zu beachten, wenn ein stabiler Mischwald entstehen soll

Erfurt (hs). Die nächsten Jahre werden voraussichtlich so viele Bäume in Thüringens Wäldern gepflanzt wie seit der Wiedervereinigung nicht mehr. Die Folgen gleich mehrerer Stürme, das durch langanhaltende Trockenheit verursachte Fichten- und Buchensterben, Borkenkäferschäden und der Waldumbau als Maßnahme der Klimaanpassung erfordern in den nächsten Jahren und Jahrzehnten massive Wiederaufforstungsaktivitäten. Immer mehr Unterstützung kommt seitens einer besorgten Bevölkerung, die insbesondere an Pflanzaktionen interessiert ist. Doch das Pflanzen von Waldbäumen ist nicht so einfach wie das Umsetzen von Balkonpflanzen. Wichtigster Unterschied: Während die Balkonpflanze für eine Saison gepflanzt wird, wächst das junge Waldbäumchen für 100, 150 oder gar 250 Jahre. Außerdem:  Während den Balkonfreund ein oder zwei Dutzend Pflanzen erfreuen, ist der Förster beim Wiederaufforsten größerer Schadflächen erst mit 20.000 oder 30.000 Pflanzungen zufrieden.

Waldbäume werden in großer Zahl für bis zu 250 Jahre gepflanzt

„Das Grüne muss nach oben“ ist ein Bonmot aus Försterkreisen, wenn es um das Pflanzen von Waldbäumen geht. „Tatsächlich ist die Pflanzung eine der ehrenwertesten, aber auch anspruchsvollsten Aufgaben, die ein Waldbesitzer oder Förster ausführen kann“, so Volker Gebhardt, ThüringenForst-Vorstand. Allein mit der Wahl der Baumart legt sich dieser für mehrere Menschengenerationen fest. Sodann gilt es, die richtige Baumart auf den richtigen Standort zu bringen. Da Mischwälder sowohl forstwirtschaftlich, ökologisch, wie auch aus Klimafolgensicht angestrebt werden, sind drei, vier oder fünf geeignete Baumarten auszuwählen. Überhöhte Wildbestände bedrohen Kulturen. Es stehen, unter Beachtung der Witterung, nur kurze Zeitfenster für die eigentliche Pflanzung zur Verfügung: Von März bis April im Frühjahr und von Oktober bis November im Herbst. Pflanzungen und deren anschließende Pflege sind teuer, der Waldeigentümer muss die -ggf. fördermittelgestützte- Finanzierung im Auge haben. Und Pflanzarbeit ist Qualitätsarbeit: „Das Grüne muss nach oben“ reicht nicht aus.

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Pflanzarbeit ist Qualitätsarbeit

Wiederaufgeforstet werden Waldflächen entweder durch Pflanzung oder durch Saat. Verwendet werden dürfen nur Saat- und Pflanzgut aus zuvor geprüften und anerkannten Erntebeständen. Gepflanzt werden wurzelnackte Waldbäumchen wie auch Containerpflanzen. Dabei wird im ersteren Fall mit einer speziellen Pflanzhacke das Pflanzloch mit einer Hackenseite zuerst eingeschnitten, danach mit der anderen Hackenseite ausgehoben. Unter den angehobenen Bodenplaggen wird sodann die Wurzel des Bäumchens vorsichtig „eingedreht“. Wichtig ist dabei, das empfindliche Wurzelwerk nicht zu beschädigen, etwa durch knicken, reißen oder pressen. Sodann wird der Bodenplaggen wieder abgesenkt und mit zwei, drei leichten Fußtritten verdichtet. Je nach Standort werden statt der Pflanzhacke auch Pflanzlochhacken oder gar motorbetriebene Pflanzlochbohrer eingesetzt. Die Qualitätskontrolle erfolgt sodann durch leichtes Anheben des Bäumchens am Wipfeltrieb. Lässt es sich nicht aus dem Pflanzloch anheben, wurde gut gearbeitet.

Waldbestände sind ein „Rückspiegel“ gesellschaftlichen Wirkens

„Waldbestände sind wie ein „Rückspiegel“ – Sie zeigen, was die Gesellschaft vor 40, 70 oder 150 Jahren vom Wald erwartet hat“, so Gebhardt abschließend. In Thüringen sind seit der Wende Mischwälder das Ziel. Da seit 30 Jahren kein Kahlschlag mehr durchgeführt wird, setzen die Waldbesitzer und Förster auf Naturverjüngung und ergänzen diese mit weiteren Baumarten durch Pflanzung. Entstehen Kahlflächen durch Borkenkäfer oder Sturm, so muss meistens gepflanzt werden.

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Titelbild: Forstwirt Andreas Stumpf pflanzt Weißtannen in einen Nadelholzbestand. Sie bilden den Ausgangspunkt der nächsten Waldgeneration.
Text/Foto: ThüringenForst, Dr. Horst Sproßmann

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